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Streit um Ferientermine: Philologen mischen jetzt mit (mit einem schlichten Wunsch)

BERLIN. Die Kultusministerkonferenz steht vor den Verhandlungen um die Ferientermine ab 2030. Während sich die Bundesländer darüber streiten, wer wann in die Sommerferien darf, haben die Philologen vor allem einen Wunsch: genügend Zeit fürs Abitur.

Und tschüss… (Symbolfoto.) Foto: Shutterstock

Kaum ein Thema entzündet den Bildungsföderalismus so zuverlässig wie die Sommerferien. Kaum hatte Nordrhein-Westfalens Schulministerin Dorothee Feller (CDU) vorgeschlagen, über eine Neuordnung der Ferientermine ab 2030 zu verhandeln, kam aus München die klare Absage: „No chance“, ließ Bayerns Ministerpräsident Markus Söder wissen. Der Freistaat werde sich seine „bewährten“ späten Ferienstarts – meist Ende Juli – nicht nehmen lassen. „Das bleibt so“, erklärte er medienwirksam. Basta. Damit war klar: Auch die anstehenden Verhandlungen der Kultusministerkonferenz (KMK) über die Ferientermine ab 2030 (bis dahin stehen die Termine fest) werden kein Selbstläufer.

Bayern und Baden-Württemberg, deren Schüler traditionell als letzte in die Sommerpause starten, sehen darin ein bewährtes Prinzip – wegen der späteren Abiturtermine und der „Verlässlichkeit“ für Familien. Andere Länder wie Nordrhein-Westfalen oder Mecklenburg-Vorpommern halten das System dagegen für überholt und ungerecht. Sie fordern eine gleichmäßigere Verteilung über den Sommer, um Staus, Preisexplosionen und Ferienungleichheit zu verringern. Und mittendrin steht eine Gruppe, die selten laut, aber diesmal deutlich wird: die Gymnasiallehrkräfte.

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Philologenverband fordert: Ferienbeginn frühestens im Juli

Der Deutsche Philologenverband (DPhV) meldet sich mit einem klaren Appell an die KMK zu Wort – und zwar im Interesse der Lehrkräfte und der Abiturienten. „Ein Sommerferienbeginn vor dem ersten Wochenende im Juli verkürzt die Prüfungszeitfenster mit deutlichen Konsequenzen“, warnt DPhV-Bundesvorsitzende Prof. Susanne Lin-Klitzing. Frühere Ferienstarts im Juni erschwerten die sinnvolle Unterrichtsplanung, verdichteten die Prüfungszeiträume und erhöhten den Stress für alle Beteiligten.

In ihrer aktuellen Pressemitteilung fordert der Verband deshalb: Sommerferienbeginn für alle Bundesländer frühestens ab dem ersten Juli-Wochenende. Nur so könnten bundesweit vergleichbare Prüfungsvorbereitungszeiten sichergestellt und Lehrkräften angemessene Zeiträume für Korrekturen eingeräumt werden. „Prüflinge und Lehrkräfte bekommen so mehr Zeit für qualitätvolle Prüfungen und Korrekturen“, heißt es.

Lin-Klitzing verweist auf konkrete Beispiele aus den vergangenen Jahren: 2021 begann Mecklenburg-Vorpommern bereits am 21. Juni mit den Sommerferien, die letzte schriftliche zentrale Abiturprüfung fand dort am 12. Mai statt. Nach Abzug der mündlichen Prüfungen, Nachprüfungen und organisatorischer Pflichten blieb für Lehrkräfte kaum mehr als eine Woche Zeit, um hunderte Abiturarbeiten zu korrigieren. Ähnlich eng war es in Schleswig-Holstein (2021, Ferienbeginn 21. Juni), Nordrhein-Westfalen (2023, Ferienbeginn 22. Juni) oder im Saarland (2018, Ferienbeginn 25. Juni).

„Die Belastung an den Schulen ist während der Prüfungen ohnehin besonders hoch“, so Lin-Klitzing weiter. „Lernende haben in Ländern mit sehr frühem Ferienbeginn weniger Zeitpuffer zwischen den einzelnen Prüfungen, Lehrkräfte kürzere Korrekturzeiträume. Das erzeugt unnötigen Stress.“ Hinzu komme: „Lehrkräfte werden während der Abiturprüfungen nicht grundsätzlich vom regulären Unterricht befreit.“

Ihr Fazit: „Zu kurze Prüfungszeiträume sind keine Herausforderung – sie sind eine Ungerechtigkeit. Diese gilt es zu überwinden! Packen Sie es an!“

Der Ferienstreit: Föderales Prinzip, föderales Problem

Mit dieser Forderung bringt der DPhV einen Aspekt in die Debatte, der bisher zu kurz kam: den pädagogischen. Denn während die Ministerpräsidenten über Tourismus, Wirtschaft und Staus reden, geht es an den Schulen um Qualität und Arbeitsbelastung.

Die KMK steht damit vor einer doppelten Herausforderung. Einerseits soll sie bis 2026 einen neuen Ferienkorridor für die Zeit ab 2030 beschließen – ein Mammutprojekt, bei dem jedes Land seine eigenen Interessen wahrt. Andererseits wird der Druck größer, auch die schulischen Realitäten stärker zu berücksichtigen.

Nordrhein-Westfalen will die bisherige Spanne von rund 75 Tagen beibehalten, aber mit rotierenden Terminen für alle Bundesländer mehr Gerechtigkeit schaffen. Schleswig-Holstein und Niedersachsen wollen früher beginnen, um den Tourismus zu entlasten. Bayern und Baden-Württemberg pochen dagegen auf ihr Sondermodell – mit dem Argument, dass ihre Abiturienten später Prüfungen schreiben und eine längere Korrekturphase brauchen.

Genau das ist ironischerweise das Argument, das nun auch der DPhV aufgreift – allerdings bundesweit. Der Verband fordert gleiche Chancen für alle Prüflinge, nicht mehr, aber auch nicht weniger. News4teachers 

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