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Stau bei BAföG-Anträgen: (Lehramts-)Studierende unter finanziellem Druck 

ERFURT. Während das Studierendenwerk Thüringen mit tausenden unbearbeiteten BAföG-Anträgen kämpft und die Landespolitik eine Notfallregelung ablehnt, wächst die finanzielle Not vieler Studierender – betroffen sind auch angehende Lehrerinnen und Lehrer. Der tlv thüringer lehrerverband fordert angesichts der sich zuspitzenden Situation sofortiges Handeln.

Hinten anstellen! (Symbolfoto.) Foto: Shutterstock

„Wer Studierenden vorwirft, sie wollten es sich mit BAföG bequem machen, verkennt die Realität an unseren Hochschulen“, sagt Laura Lachmann, Sprecherin des Jungen tlv und stellvertretende Landesvorsitzende.

Das Studierendenwerk Thüringen, das als Amt für Ausbildungsförderung für die Bearbeitung der Anträge zuständig ist, spricht selbst von einer „kritischen Belastungssituation“. Aufgrund massiver Überlastung werden inzwischen Vorwegzahlungen geprüft, um drohende Härten zu vermeiden. Für viele Betroffene bedeutet das dennoch: monatelang ohne Einkommen auskommen zu müssen – in einer Lebensphase, in der kaum finanzielle Reserven vorhanden sind.

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Zugleich hat der Thüringer Landtag vergangene Woche den Antrag der Linken auf eine Notfallregelung für BAföG-Empfängerinnen und -Empfänger abgelehnt. Vertreter der Regierungskoalition argumentierten, es handele sich beim BAföG nicht um eine „Lifestyle-Förderung“. Für den tlv ist das ein Schlag ins Gesicht vieler junger Menschen.

„Unsere Umfrage zeigt, dass viele Lehramtsstudierende in Thüringen finanziell am Limit sind“

Eine im Mai 2025 durchgeführte Befragung des Verbands unter 103 Lehramtsstudierenden an den Universitäten Erfurt und Jena zeigt: Fast 80 Prozent der BAföG-Beziehenden warteten länger als zwölf Wochen auf ihren ersten Bescheid, einzelne sogar bis zu neun Monate. Mehr als die Hälfte der Befragten arbeitet regelmäßig neben dem Studium – meist zwischen zehn und neunzehn Stunden pro Woche. Nur 17 Prozent empfinden ihren BAföG-Satz als ausreichend. Über 50 Prozent geben an, dass ihre finanzielle Situation das Studium spürbar beeinträchtigt.

„Unsere Umfrage zeigt, dass viele Lehramtsstudierende in Thüringen finanziell am Limit sind – nicht, weil sie nicht arbeiten wollen, sondern weil sie trotz Nebenjobs und Bemühungen monatelang auf ihr Geld warten“, so Lachmann.

Viele Studierende kritisieren die Bürokratie und den schlechten Kontakt mit den BAföG-Stellen: 58 Prozent bewerten die Kommunikation als schlecht oder sehr schlecht. Häufig ist von verlorenen Unterlagen, unklaren Auskünften und langen Wartezeiten die Rede.

„Das BAföG-System ist überlastet, und die Leidtragenden sind die Studierenden“, sagt tlv-Landesvorsitzender Tim Reukauf. Der Verband fordert deshalb kurzfristig die Einführung eines BAföG-Notfallmechanismus, um Zahlungsverzögerungen zu überbrücken. Langfristig brauche es eine grundlegende Entbürokratisierung der Verfahren, verbindliche digitale Kommunikation sowie eine gesetzlich geregelte Bearbeitungsfrist.

Zudem müsse die Förderung an die realen Lebenshaltungskosten angepasst werden. „Es reicht nicht, Verständnis zu zeigen – es muss endlich gehandelt werden“, betont Reukauf. „Jeder Monat ohne BAföG ist ein Monat voller Existenzängste. Das darf in einem Land, das dringend Lehrkräfte braucht, einfach nicht passieren.“ News4teachers 

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