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Baden Württemberg: Weiter heftiger Streit um künftige Lehrerbildung

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STUTTGART. Die Vorschläge einer Expertenkommission zu Reform der Lehrerausbildung in Baden-Württemberg erregen weiter die Gemüter. CDU und FDP sehen in den Vorschlägen den Versuch, mit dem „Einheitslehrer“ eine „Einheitsschule“ zu schaffen und das Gymnasium abzuschaffen. Die Regierung kontert mit veränderten Anforderungen an Lehrer und der bundesweiten Anschließbarkeit der Ausbildung.

Die Opposition im Landtag hat die von Grün-Rot geplante Reform der Lehrerbildung im Südwesten als «Murks» kritisiert. Eine einzige Ausbildung für alle weiterführenden Schulen, wie sie eine Expertenkommission vorgeschlagen hatte, werde den unterschiedlichen Anforderungen an Lehrer nicht gerecht, meinten FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke und die CDU-Abgeordnete Sabine Kurtz im Stuttgarter Landtag.

Die baden-württembergische Landtagsopposition sieht durch die Reform der Lehrerbildung das Gymnasium gefährdet. Foto: Foto: swanksalot / Flickr (CC BY-SA 2.0)

Rülke betonte: «Am Ende leidet die fachliche Kompetenz des Gymnasiallehrers wie die pädagogische Kompetenz des Sonderschullehrers.» Er sieht hinter der möglichen Einführung eines «Einheitslehrers» das Ziel, das Gymnasium zugunsten einer «Einheitsschule» abzuschaffen. Grün-Rot leide an einer «Kommissionitis»: «Man traut sich nicht mehr, das, was man für richtig hält, offensiv zu vertreten.» Stattdessen würden Experten bemüht. Dabei sei die Zusammensetzung des Gremiums zur Reform der Lehrerbildung fragwürdig, denn in ihm sei kein einziger Lehrerverband vertreten.

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Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) unterstrich, dass das Gutachten ein höheres pädagogisches und fachliches Niveau für alle Lehrer vorsehe. «Wir halten diesen Gedanken für eine interessante Option.» Dagegen sprach Rülke von einer «eitlen Illusion».

Kultusminister Andreas Stoch (SPD) und Bauer betonten, dass die Bewertung der Empfehlungen der Kommission erst im Sommer abgeschlossen werde. Die Ratschläge seien nötig, weil die Lehrer besser auf individuelle Förderung und Eingliederung behinderter Kinder in die Regelschulen vorbereitet sowie Universitäten und Pädagogischen Hochschulen besser verzahnt werden müssten.

Außerdem müsse über eine Ausbildung entlang von Stufen statt an Schularten und die bundesweite Anschlussmöglichkeit des Lehrerstudiums im Südwesten nachgedacht werden, erläuterte Bauer. Pädagogische Hochschulen, an denen bislang Sonder-, Grund-, Haupt-/Werkrealschul- und Realschullehrer ausgebildet werden, gibt es bundesweit nur im Südwesten. Allerdings sicherte die Koalition zu, dass diese Hochschulen – anders als in der CDU geargwöhnt – nicht zerschlagen werden sollen.

Stoch rief die Opposition auf, sich konstruktiv an einer Verbesserung der Lehrerbildung zu beteiligen. «Debatten über Bildungspolitik eignen sich nicht für Schlammschlachten.» Stoch spielte damit auf die von der FDP angestoßene Landtagsdebatte mit dem Titel «Hilfe, ich bin Lehrer – holt mich hier raus» an. Dagegen fühlte sich Kurtz an das Format «Deutschland sucht den Superstar» erinnert, denn die von der Kommission vorgeschlagenen Stufenlehrer müssten «Superlehrer» sein, die alle Schüler gleichermaßen unterrichten können sollen. Der Grünen-Politiker Siegfried Lehmann kritisierte die aus seiner Sicht unsachliche Argumentation der Opposition und attestierte ihr: «Sie gucken zu viel Privatfernsehen.» (dpa)

(10.04.2013)

Bericht der Expertenkommission

zum Bericht: Lehrerausbildung: heftige Kontroverse nach Experten-Empfehlungen

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