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SPD-Chef: Baden-Württemberg soll der Gymnasiallehrer erhalten bleiben

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STUTTGART. Seit März laufen die Philologen im Südwesten Sturm gegen die Zusammenlegung der Lehrerausbildung aller weiterführenden Schulen. Jetzt wendet sich auch die SPD-Fraktion gegen entsprechende Vorschläge der unabhängigen Expertenkommission. Die Opposition jubelt, der Grüne Koalitionspartner reagiert verschnupft.

Fraktionschef Claus Schmiedel sagte, die SPD wolle entgegen der Empfehlung der unabhängigen Expertenkommission die Ausbildung zum Gymnasiallehrer erhalten. «Es ist eine besondere Qualifikation für die Sekundarstufe II erforderlich», sagte Schmiedel. Die Opposition aus CDU und FDP sowie der Philologenverband sehen sich bestätigt. «Das ist eine schöne Überraschung für uns», sagte Verbandschef Bernd Saur . «Das ist für die Qualität des Gymnasiums ganz entscheidend.»

Nach dem Willen von SPD-Fraktionschef Claus Schmiedel, sollen Gymnasiallehrer in Baden-Württemberg auch künftig an den Universitäten ausgebildet werden. Foto: GPA-djp / flickr (CC BY-SA 2.0)

Schmiedels Vorstoß war aber nicht mit den Grünen abgestimmt. «Es ist nicht sinnvoll, diese wichtigen bildungspolitischen Themen während der Pfingstpause des Landtags diskutieren zu wollen», erklärte Grünen-Experte Daniel Lede Abal. Er machte aber klar: «Wir Grüne stehen zum längeren gemeinsamen Lernen und zur besseren individuellen Förderung als Aufgabe für Lehrkräfte aller Schularten.» Es müsse jedoch noch geklärt werde, «wie die Reform der Lehrerbildung konkret umgesetzt werden kann». Das Kultus- und das Wissenschaftsministerium wollten zu Schmiedels Äußerung keine Stellung beziehen.

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Der SPD-Fraktionsvorsitzende hatte erklärt, es sei ein Unterschied, ob Pädagogen ihre Schüler auf eine Berufsausbildung oder die Universität vorbereiten müssen. Es sei ein «Gebot der Vernunft», die Ausbildung auseinanderzuhalten. Die von der grün-roten Regierung eingesetzte Kommission hatte vorgeschlagen, die Ausbildung für Lehrer aller weiterführenden Schulen zusammenzulegen.

Er will sich auch in Sachen Sonderschule nicht nach den Empfehlungen der Experten richten. Ein angehender Sonderschullehrer müsse ebenfalls gesondert auf seinen Beruf vorbereitet werden. «Alles andere würde bedeuten, dass man die Sonderpädagogik aufgibt», sagte Schmiedel. «Dem wird die SPD nicht zustimmen. Das wird mit uns nicht kommen.» Die Kommission regt dagegen eine sonderpädagogische Grundbildung in allen Lehramtsstudiengängen an.

Die Vorsitzende des Gremiums und frühere Berliner Schulsenatorin, Sybille Volkholz (Grüne) hatte angeregt, nur noch zwei Lehrämter anzubieten: eines für die Grund- und eines für die weiterführenden Schulen. Eine aus den Empfehlungen resultierende Kabinettsvorlage soll noch vor der Sommerpause fertig sein.

Der CDU-Bildungssprecher Georg Wacker sagte über Schmiedels Vorstoß, dieser sei ein «erster kleiner Schritt in die richtige Richtung, reicht aber bei weitem nicht aus». Wacker fügte hinzu: «Das Gymnasium fängt nicht in der Oberstufe, sondern bereits in der 5. Klasse an, somit muss sein Umdenken auch die Sekundarstufe I berücksichtigen.»

FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke sieht einen Sinneswandel bei Schmiedel. «Ein erster Ansatz vernünftiger Einsicht bei der SPD.» Es habe sich ausgezahlt, dass Opposition und Verbände gegen diesen «ideologischen Unfug Front gemacht haben». FDP-Landesvorsitzende Birgit Homburger kommentierte: «Herr Schmiedel macht jetzt die Rolle rückwärts und versucht, Schadensbegrenzung zu betreiben.»

Nach den Vorschlägen der Fachleute sollen die Grundschullehrer weiter an den Pädagogischen Hochschulen (PH) ausgebildet werden; alle übrigen sollen ihren sechssemestrigen Bachelor-Studiengang an PH und Universitäten absolvieren. Danach schließt sich je nach Bedarf ein viersemestriges Master-Studium an «Professional Schools of Education» an. Diese sollen von Universitäten und PH gemeinsam gegründet werden. Bisher wurden in Baden-Württemberg nur Gymnasiallehrer an Universitäten ausgebildet, fast alle anderen an PH.

Verbandschef Saur sagte, eine Festhalten an der separaten Ausbildung der Gymnasiallehrer sei nur konsequent. «Wenn es stimmt, dass man an der Zweigliedrigkeit im Schulsystem festhalten möchte, dann wäre eine einheitliche Ausbildung ein seltsamer Bruch gewesen.» (dpa)

(24.05.2013)

zum Bericht: Lehrerausbildung: heftige Kontroverse nach Experten-Empfehlungen

zum Bericht: Eklat im Ländle – SPD-Fraktionschef beschimpft Lehrer

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