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Elternpaar nach Angriff auf Lehrer zu milden Strafen verurteilt

BÜDINGEN. Weil es den Lehrer ihres Sohnes angegriffen und verletzt hatte, stand nun ein Ehepaar im hessischen Büdingen vor Gericht. Der Pädagoge war zwei Wochen lang arbeitsunfähig und leidet nach eigenen Angaben noch heute unter Angstzuständen, Schlafstörungen und Appetitlosigkeit. Die Strafen für das Paar fielen trotzdem recht milde aus, wie der Kreis-Anzeiger der Zeitungsgruppe Zentralhessen berichtet. Dabei häufen sich offenbar die Fälle, in denen Lehrer von Eltern unter Druck gesetzt werden.

Wer einen Lehrer schlägt, hat laut Gericht offenbar nur die Mindeststrafe verdient. Ob der Richter bei einem tätlichen Angriff auf einen Polizisten genauso milde geurteilt hätte? Foto: Florentine / pixelio.de

Vor allem die Mutter sei es gewesen, die den 32-jährigen Lehrer ihres 14-jährigen Sohnes im August 2012 so heftig angriff, dass dessen T-Shirt zerriss und die Brille zerbrach, heißt es in dem Bericht. Dabei sollen üble Beleidigungen wie „Kinderschänder“ gefallen sein. Danach sei der Mann ins Sekretariat der Förderschule gestürmt, habe dem Lehrer weitere Schläge angedroht und eine Plastikwasserflasche nach ihm geworfen. Damit war die Geschichte noch nicht zu Ende: Am nächsten Tag habe der Vater auf seinem Facebook-Profil ein Foto des Lehrers mit vollständigem Namen eingestellt – und behauptet, dass dieser Schüler misshandle und auch seine Frau geschlagen habe, als diese ihn deshalb habe zur Rede stellen wollen.

Der Vater habe nun vor Gericht die Vorwürfe gegen ihn eingeräumt, berichtet der Kreis-Anzeiger. Allerdings habe er mit der Flasche nicht gezielt nach dem Lehrer geworfen und diesen nur zufällig getroffen. Und den Facebook-Eintrag habe er nach einer Stunde wieder gelöscht.

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Der Lehrer, der als Nebenkläger am Prozess teilnahm, beschrieb, dass er nach dem Angriff der Eltern zwei Wochen arbeitsunfähig gewesen sei. Schlimmer als die körperlichen seien die seelischen Verletzungen gewesen. Er habe sich deshalb therapeutisch behandeln lassen. Ein direkter Kontakt zu Eltern sei für ihn nach dem Angriff nicht mehr unbeschwert möglich, auch wenn das Schulamt ihn zu seinem Schutz versetzt habe.

„Dieser Fall ist nicht geeignet, als minder schwerer Fall gedeutet zu werden“, betonte der Staatsanwalt laut Bericht in seinem Plädoyer. Dagegen sprächen die massiven psychischen Folgen für den Lehrer. Gegen die Mutter spreche zudem, dass sie vor drei Jahren bereits wegen Körperverletzung verurteilt worden sei. Sie wurde trotzdem lediglich zur Mindeststrafe von einem halben Jahr Haft verurteilt, die für zwei Jahre zur Bewährung ausgesetzt wurde. Weil ihr Mann nicht vorbestraft ist, kommt er noch glimpflicher davon: 40 Tagessätze zu je 20 Euro muss er zahlen. Dem Antrag des Lehrers, dass das Ehepaar wegen der Verletzungen und Beleidigungen eine Entschädigung an ihn zahlen solle, folgte das Gericht dagegen nicht.

In vielen Bundesländern stehen derzeit die Zeugnisse an – offenbar eine Zeit, in der Lehrer verstärkt von Elternseite unter Druck geraten. „Die Zahl der Klagen über angeblich zu schlechte Zensuren nimmt von Jahr zu Jahr immer stärker zu”, sagte Brigitte Balbach, Landesvorsitzende von Lehrer NRW, gegenüber der „Rheinischen Post“. Auch der Philologenverband kennt das Problem. „Lehrer werden zunehmend unter Druck gesetzt, eine gute Note geben zu müssen”, sagt der NRW-Landesvorsitzende Peter Silbernagel dem Bericht zufolge. News4teachers

Zum Bericht: Zeugnisnoten: Immer mehr Eltern machen Druck auf Lehrer

Zum Bericht: Jeder 6. Lehrer fühlt sich gemobbt

 

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