POTSDAM. Mit der Universität Potsdam gibt es nunmehr eine zweite deutsche Hochschule, die bereit ist, sich im Namen der Gleichberechtigung lächerlich zu machen: Die Mitglieder des Senats (oder heißt es: Mitgliederinnen?) wollen in der Geschäftsordnung und anderen offiziellen Texten Männern und Frauen eine einheitliche Bezeichnung verpassen – eine weibliche. Angeblich aus reinem Pragmatismus.
An Hochschulen und anderen öffentlichen Einrichtungen wird seit Jahren mehr oder weniger krampfhaft versucht, die Geschlechter sprachlich gleichzustellen. Zu dem verordneten Neusprech (empfehlenswert dazu: Orwells “1984”), mit dem beide Geschlechter sprachlich gleichgestellt werden sollen, zählt das «Binnen-I», zum Beispiel in «ProfessorIn» oder die Neutralisierung der Geschlechter, wie etwa «Mitarbeitende» oder «Studierende».
Statt solch komplizierter Schreibweisen, die Männer und Frauen unter einen Hut bringen sollen, setzt nun auch der Senat der Universität Potsdam auf eine andere Variante. Männer und Frauen sollen in der neuen Geschäftsordnung künftig einheitlich weiblich bezeichnet werden. Eine weibliche (sic!) Uni-Sprecherin teilte mit, dass es einen entsprechenden Beschluss des Senats gegeben hat. Mit der Bezeichnung «Professorin» wäre dann künftig auch der männliche Hochschullehrer gemeint. Zuvor hatte die Universität Leipzig mit einem ähnlichen Beschluss für Schlagzeilen gesorgt. Dort soll die Universitätsverfassung umgeschrieben werden.
Der Senat in Potsdam habe sich aus rein pragmatischen Gründen für die neue Schreibweise entschieden, sagte die männliche (sic!) stellvertretende Vorsitzende Fred Albrecht. Die durch die Genderisierung «verhunzelten» Texte sollten wieder besser lesbar sein. Hätte das Gremium sich aber nur für männliche Bezeichnungen entschieden, hätte es Ärger von Feministinnen gegeben, erklärte der Physiker (die Physikerin?). Bislang wird in der Geschäftsordnung versucht, mit Bezeichnungen wie «der/die Vorsitzende» oder «ein/eine Redner/in» beiden Geschlechtern gerecht zu werden. Sätze mit diesen Bezeichnungen seien nur schwer lesbar, sagte Albrecht. Was er nicht sagte: Dann bringt man doch lieber den Wissenschaftsstandort mit Realsatire in die Schlagzeilen. ANDREJ PRIBOSCHEK / mit Material der dpa
Zum Bericht: Debatte um verweiblichte Schreibweise: Hochschulverband rät zur Gelassenheit