Gymnasiallehrerchef Meidinger warnt vor Seiteneinsteigern – “Lehrer ohne pädagogische Ausbildung sollten Ausnahmen bleiben”
Redaktion
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DÜSSELDORF/BERLIN. Herrscht Lehrermangel in Fächern wie Mathe oder Physik, kommen auch Quereinsteiger an Schulen zum Zuge. Tendenz steigend, sagt der Vorsitzende des Philologenverbands Hein-Peter Meidinger. Dass sei unzumutbar für die Schüler.
Der Deutsche Philologenverband hat die Kultusminister aufgefordert, Seiteneinsteiger im Lehrerberuf nur im Ausnahmefall zuzulassen. Schon sechs Prozent der Lehrer hätten weder Lehramtsstudium noch Referendariat absolviert, sagte Verbandschef Heinz-Peter Meidinger der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (Donnerstag). Schüler sollten aber nicht von Personen ohne jede pädagogische Ausbildung und Erfahrung unterrichtet werden. Bayern, Sachsen-Anhalt, und Hamburg achteten am meisten auf Qualität, während Länder wie Mecklenburg-Vorpommern die Türen für Seiteneinsteiger in Mangelfächern weit öffnen wollten. Die Konferenz der Kultusminister will an diesem Donnerstag in Berlin über das Thema beraten.
Nicht überall ist das aber überhaupt ein Thema. Seiteneinsteiger im Lehrerberuf sind etwa an nordrhein-westfälischen Schulen die Ausnahme. Da es ausreichend ausgebildete Lehrkräfte gebe, spielten die Seiteneinsteiger nur eine geringe Rolle und machten weniger als zwei Prozent aus, sagte eine Sprecherin des NRW-Schulministeriums.
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Ginge es nach Heinz-Peter Meidinger sollten die Länder höhere Qualitätsstandards für Seiteneinsteiger einhalten. Foto: Deutscher Philologenverband
Während 2010 noch 1089 Seiteneinsteiger eingestellt wurden, waren es im laufenden Jahr in NRW laut Düsseldorfer Ministerium nur noch 174 Kräfte. Es gehe dabei fast ausschließlich um Verstärkung in Mangelfächern, sagte die Sprecherin. Also etwa um Mathematik oder Physik an den weiterführenden Schulen oder auch um Maschinenbautechnik und Elektrotechnik an Berufskollegs.
Die Seiteneinsteiger müssen berufsbegleitend eine 24 Monate lange Ausbildung absolvieren und dann eine Prüfung ablegen. «Das ist exakt das zweite Staatsexamen», so die Sprecherin. Bei den Schulausschreibungen werde auch die Eignung im Umgang mit den Schülern getestet. Ein Hochschul- oder Fachhochschulabschluss werde vorausgesetzt. dpa