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Erste Rufe nach CSU-Mitgliederentscheid über G8/G9 – Seehofer bremst

MÜNCHEN. Die Junge Union ist wegen der Debatte über die Zukunft des Gymnasiums höchst besorgt, fürchtet ein Einknicken der Partei – und bringt vorsorglich schon mal einen Mitgliederentscheid ins Gespräch.

Im Streit über die künftige Dauer des Gymnasiums werden in der CSU erste Rufe nach einem Mitgliederentscheid laut. Die Junge Union hält entweder einen Parteitag oder eine Befragung aller Parteimitglieder für nötig, falls es eine Abkehr vom G8 geben sollte. «Mir ist wichtig, dass die Partei mitgenommen wird», sagte JU-Chef Hans Reichhart am Montag in München. Parteichef und Ministerpräsident Horst Seehofer wies derlei Überlegungen zum jetzigen Zeitpunkt entschieden zurück. «Die Frage stellt sich überhaupt nicht», sagte er vor einer Sitzung des CSU-Präsidiums. «Ich sehe jetzt da überhaupt keine Notwendigkeit, über solche Dinge zu philosophieren.»

Seehofer betonte: «Wir sind jetzt mitten in einem Dialogprozess.» Die Fraktion und die CSU-Mitglieder würden selbstverständlich mitgenommen. Es gebe in Partei, Fraktion und Staatsregierung derzeit breit angelegte Diskussionen mit Vertretern von Lehrern, Eltern und Schülern. Dieser Prozess werde noch einige Zeit dauern – und erst am Ende werde es «Festlegungen und Entscheidungen» geben. «Am Schluss steht eine Folgerung für das weitere Vorgehen, nicht am Anfang.»

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“Keine Notwendigkeit, über solche Dinge zu philosophieren”: Ministerpräsident Horst Seehofer. Foto: Ailura / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)

Reichhart kündigte an, die JU werde hart für die grundsätzliche Beibehaltung des achtjährigen Gymnasiums kämpfen. Die CSU müsse standhaft bleiben und für Verlässlichkeit im Bildungssystem sorgen – das habe sie im Wahlkampf versprochen. Es dürfe keinen Systemwechsel geben – zumal die Mehrheit der Schüler mit dem G8 inzwischen gut zurecht komme. «Wir wollen Ruhe im System», betonte Reichhart.

CSU-Landtagsfraktionschef Thomas Kreuzer lehnte eine «formelhafte Diskussion» darüber ab, ob das G8 oder das G9 künftig die Regel sein soll: «Wie das Kind am Ende heißt, ist nicht das Entscheidende. Das Entscheidende ist, dass für jeden Schüler die richtige Lösung angeboten wird.» Seehofer, Kreuzer und Kultusminister Ludwig Spaenle betonten übereinstimmend, dass es um die bestmögliche Förderung der einzelnen Schüler gehe. Wie das Ergebnis aussehe, sei noch offen.

Michael Piazolo (Freie Wähler), der Initiator des FW-Volksbegehrens für eine Wahlfreiheit zwischen G8 und G9, sagte: «Die Stellungnahme der Jungen Union und die Debatten im Landtag zeigen, dass die CSU nicht zu einem G9 bereit ist. Nur das Volksbegehren der Freien Wähler garantiert, dass es in Bayern eine neunjährige Gymnasialzeit geben wird.» Thomas Gehring (Grüne) erklärte: «Es war nicht zu erwarten, dass die Junge Union in der Bildungspolitik an der Spitze des Fortschritts steht.» Aber auch «ohne die Bremser von der JU» werde es zum angestrebten offenen Dialog kommen. dpa

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