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„Geschlechtergerechte Sprache“: Uni-Leitfaden macht aus Lehrer„Lehra“

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BERLIN. Der Leser fragt sich unwillkürlich: Ist das Satire – oder doch ernst gemeint? Offenbar tatsächlich letzteres: Die AG „Feministisch Sprachhandeln“ an der Humboldt-Universität zu Berlin hat einen Leitfaden für aus ihrer Sicht genderpolitisch korrekte Sprache herausgegeben. Wer schon jetzt über Wortschöpfungen wie „LehrerInnen“, „Lehrer(innen)“ oder „LuL“ gestolpert ist, wird sich – geht es nach den Autoren – bald höheren sprachlichen Hürden gegenübersehen: Der Begriff „Lehrer“ wird zu „Lehra“, der „Doktor“ zu „Doktox“.  Beispielsatz aus der Broschüre: „Unsa Lautsprecha ist permanent auf Demos unterwegs. Ea erfreut sich hoher Beliebtheit.“ Man fühlt sich an das „Neusprech“ aus Orwells Klassiker „1984“ erinnert.  

Spielzeug, das tatsächlich alle Sterotypen zu den Geschlechterrollen transportiert: die Puppen Barbie und Ken. Foto: Barbiefotos / Flickr (CC BY-NC 2.0)

Die Broschüre gebe „einen Anstoß zum Nachdenken über die unterschiedlichen Formen von Sprachgebrauch an der Universität und im Alltag insgesamt sowie über die darin zum Ausdruck kommenden oder diesen zugrunde liegenden gesellschaftlichen Machtverhältnisse. Sie regt so zu einem kreativen Umgang mit Sprache an”, so heißt es auf der Internetseite der AG in (noch) verhältnismäßig klarem Hochdeutsch. Spätestens der Titel des Heftes lässt dann aber rätseln: „Was tun? Sprachhandeln – aber wie? W_ortungen statt Tatenlosigkeit!”, so heißt es. Im Untertitel: „Anregungen zum Nachschlagen, Schreiben_Sprechen_Gebärden, Argumentieren, Inspirieren, Ausprobieren, Nachdenken, Umsetzen, Lösen_Zuhören, kurz: zum antidiskriminierenden Sprachhandeln“ (Unterstriche im Original). Ein beigefügtes Glossar helfe, sich den einen oder anderen im Alltag verwendeten Begriff ins Gedächtnis zu und kritisch zu durchdenken. Ich gehe mal zum Bäcker Brötchen holen? Geht künftig gar nicht.

Wem „Bäcka“ und „Lehra“ noch nicht antidiskriminierend genug sind, dem stehen Varianten offen: „Eine weitere Möglichkeit ist, als Irritation das Zeichen ‚@’ an Substantive anzuhängen bzw. in Worte einzufügen.“ Beispiel: Aus „human“ wird „hum@an“. Auch eine Möglichkeit der sprachlichen Irritation der „implizit männlichen Norm“: Die „umfassende Frauisierung“ , das so genannte „generische Femininum“.  So hat die Universität Leipzig im vergangenen Jahr beschlossen, auf die Berufsbezeichnung “Professor” zu verzichten und künftig nur noch die Formulierung “Professorin” zu verwenden.

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„Man“ ist übrigens auch problematisch, darauf weist die Broschüre explizit hin: Die meisten würden damit „Mann“ assoziieren. Also: Entweder kreativ umformulieren – oder auf die @-Form ausweichen: „m@n“. Es gibt aber der Broschüre zufolge weitere Möglichkeiten, Berufsgruppen „antidiskriminierend“ zu benennen: Zum Beispiel über die X- und die Sternchen-Form. Die „diskriminierenden“ Endungen werden durch diese Zeichen ersetzt: „Dix Studierx hat in xs Vortrag darauf aufmerksam gemacht, dass es unglaublich ist, wie die Universität strukturiert ist, dass es nur so wenige Schwarze/PoC Professxs gibt.“ Zur Erklärung „PoC“, damit sind „Persons of Colour“ gemeint – farbige Menschen.

Laut „Bild“-Zeitung plant die Leitung der Universität derzeit keine Umsetzung der Vorschläge in amtlichen Schriften. News4teachers

Hier geht es zum dem Leitfaden

Zum Bericht: Allen Ernstes: „Herr Professorin“ – den gibt’s jetzt auch an der Uni Potsdam

 

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