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Hamburgs CDU will Inklusion mit “Leuchtturmschulen” neu starten

HAMBURG. Schlechte Personalausstattung und die Lehrer nicht ausreichend ausgebildet. Aus Sicht der CDU ist die Inklusion in Hamburg bereits jetzt gescheitert. In der Bürgerschaft forderte sie deshalb einen Neustart. Sowohl die regierende SPD als auch die Grünen kritisieren die Pläne der Unionsfraktion scharf.

Das Hamburger Modell für den gemeinsamen Unterricht von Kindern mit und ohne Behinderung ist nach Ansicht der CDU-Fraktion gescheitert. Die Schulen könnten die Inklusion kaum noch bewältigen, sagte die CDU-Abgeordnete Karin Prien am Donnerstag in der Bürgerschaft. Die Personalausstattung sei schlecht, die Ausbildung der Lehrer nicht ausreichend. «Machen Sie einen ernsthaften neuen Anlauf», forderte die Politikerin in Richtung Schulsenator Ties Rabe (SPD).

Seit 2010 können Hamburger Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam die Schulbank drücken. Foto: BAG „Gemeinsam leben – gemeinsam lernen“

Die SPD verfolge offen das Ziel, bestehende Sonderschulen möglichst zügig zu schließen, erklärte Prien. Das schränke aber die freie Wahl der Eltern ein, ob ihr Kind mit Förderbedarf besser auf einer Regelschule oder einer Sonderschule aufgehoben sei.

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Aus Sicht der CDU sollte die Inklusion künftig zunächst nur über einige «Leuchtturmschulen» laufen – und erst danach bis 2030 ein Netz von Inklusionsschulen aufgebaut werden. Ein entsprechender Antrag der Christdemokraten fand jedoch am Donnerstag keine Mehrheit in der Bürgerschaft. Die alleinregierende SPD nannte die CDU-Pläne eine «Vollbremsung der Inklusion». Die Umverlagerung von mehr als 12 000 Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf auf «Leuchtturmschulen» sei völlig unrealistisch. Die Grünen-Abgeordnete Stefanie von Berg erklärte, das CDU-Vorhaben bedeute Ausgrenzung und Rückschritt.

Die Opposition war sich aber einig, dass die Inklusion den Schulen große Probleme bereitet. «So wie es jetzt ist, ist es höchst problematisch», sagte die Fraktionsvorsitzende der Linken, Dora Heyenn. Doch man könne die Inklusion nicht einfach stoppen.

«Diese rückwärtsgewandten Debatten helfen vor allem den überforderten Stadtteilschulen gar nicht», sagte die bildungspolitische Sprecherin der FDP-Fraktion, Anna von Treuenfels. «Was Hamburg für die Inklusion braucht, ist eine Wiedereinführung der Einzelfalldiagnose mit fallgerechter Finanzierung.»

Deutschland hatte sich auf Grundlage einer UN-Konvention verpflichtet, Kinder mit und ohne Förderbedarf gemeinsam zu unterrichten. Seit 2010 dürfen in Hamburg auch Sonderschüler Regelschulen besuchen – die sogenannten inklusiv geförderten Jungen und Mädchen. Die Anmeldungen an Sonderschulen gehen seither zurück. Gleichzeitig steigen die Meldungen über Schüler mit Förderbedarf in den Bereichen Lernen, Sprache sowie emotionale und soziale Entwicklung an allgemeinen Schulen überproportional. Im Auftrag der Schulbehörde analysieren Wissenschaftler die Gründe für den Anstieg, das Gutachten wird nach Auskunft der Schulbehörde im Juni erwartet.

Erst am Mittwoch war eine Studie der Bertelsmann-Stiftung zu dem Schluss gekommen, dass Hamburg bei der Integration von Schülern mit Förderbedarf auf einem guten Weg ist. (dpa)

Datenreport der Bertelsmann Stiftung zur Inklusion in Hamburg 2014 (pdf)

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