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Ein Schulministerium will’s jetzt (doch) wissen: Wie viel Unterricht fällt aus?

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DÜSSELDORF. Unterrichtsausfall an Schulen ist seit Jahren ein großes Ärgernis für viele Eltern. In Nordrhein-Westfalen ist nicht bekannt, wie viele Stunden wirklich unter den Tisch fallen. Das soll eine neue Stichprobe ermitteln. Der Landesrechnungshof will aber Zahlen für jede einzelne Schule.

Nach langem Parteienstreit wird erstmals seit fünf Jahren wieder in einer Stichprobe der Unterrichtsausfall in Nordrhein-Westfalen erhoben. Das kündigte Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) im Fachausschuss des Landtags an. Die rot-grüne Landesregierung hatte die Erhebungen nicht fortgesetzt, nachdem Schulministerium und Landesrechnungshof (LRH) in jeweils eigenen Stichproben zu deutlich abweichenden Ausfallquoten gekommen waren. Der Rechnungshof hatte mit einer hochgerechneten Quote von landesweit 4,8 Prozent quer durch alle Schulformen doppelt so viel Unterrichtsausfall ermittelt wie das Ministerium.

Rechnungshof und Opposition fordern weiterhin eine Ausfallstatistik für jede der rund 6000 Schulen in NRW. Ein im Januar veröffentlichtes wissenschaftliches Gutachten im Auftrag des Schulministeriums kam aber zu dem Resultat, dass dies nicht mit vertretbarem personellem und finanziellem Aufwand zu leisten sei. Es sei sinnvoller. Ressourcen in die Vermeidung von Unterrichtsausfall statt in die statistische Erfassung zu investieren, empfahlen die Schulforscher.

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Der Landesrechnungshof hielt in seiner Stellungnahme an den Schulausschuss dagegen, er habe immer wieder festgestellt, dass an Schulen, die sorgfältig dokumentieren, weniger Unterricht ausfällt. Das Schulministerium sieht aber keinen stichhaltigen Beleg für einen solchen Zusammenhang. Der LRH betonte, Unterrichtserteilung und -ausfall müssten an den Schulen ohnehin nachgehalten und erfasst werden. Tatsächlich fehlten solche Berichte aber häufig oder seien wenig aussagekräftig. Deswegen müssten alle Schulen verpflichtet werden, eine eigene Unterrichtsausfallstatistik zu führen.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) forderte einen Stellenzuschlag von sieben Prozent als Vertretungsreserve an den Schulen und mehr Gelder, um Ausfälle auszugleichen. «Effektiv lässt sich Unterrichtsausfall nur mit ausreichend Lehrpersonal vermeiden», unterstrich die GEW-Landesvorsitzende Dorothea Schäfer in einer Mitteilung. Auch der überwiegend Realschullehrer organisierende Verband Lehrer NRW forderte eine Stellereserve oder einen regionalen Vertretungspool. Die Diskussion über Erfassungsinstrumente sei zweitrangig, befand die Landesvorsitzende Brigitte Balbach. dpa

Zum Bericht: Warum das Erheben von Unterrichtsausfällen gar nicht so einfach ist

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