Ein Kommentar von NINA BRAUN.
Die Entscheidung der Universität Hamburg, keinen Studiengang Türkisch für das Lehramt mehr anzubieten, geht in die völlig falsche Richtung – gesellschaftspolitisch wie pädagogisch.
Weltweit wird Türkisch von geschätzt 300 Millionen Menschen in sechs Ländern gesprochen. Allein in Hamburg sprechen rund 15.000 Schüler Türkisch. Türkisch ist nach Deutsch die meistgesprochene Sprache in Deutschland. Mit diesem Pfund ließe sich wuchern: Die wirtschaftlichen Verflechtungen zwischen Deutschland und der Türkei sind eng. Immer mehr Unternehmen hierzulande suchen Mitarbeiter mit türkischen Sprachkompetenzen.
Um hier punkten zu können, benötigen Schulabgänger aber mehr als das, was sie von zu Hause mitbekommen. Sie brauchen auch schriftliche Sprachkompetenzen, auf Zeugnissen dokumentiert. In einem zügigen Ausbau des Angebotes an Türkisch-Unterricht – bis hin zur Aufwertung als zweite Fremdsprache am Gymnasium – liegen große Chancen. Auch pädagogisch: Hier ist ein Feld, in dem türkischstämmige Kinder und Jugendliche, sonst eher benachteiligt in Sachen Bildung, Erfolge sammeln könnten. Erfolge, die motivierend für eine ganze Schulkarriere wirken könnten. Stattdessen wird ihnen auferlegt, auf ihrem Weg hin zum Abitur neben Türkisch, Deutsch und Englisch noch eine vierte Sprache lernen zu müssen. Warum ist die tote Sprache Latein in Deutschlands Gymnasien so viel relevanter als das von Millionen von Menschen in Deutschland gesprochene Türkisch? Rational ist das nicht.
Zum Bericht: Uni Hamburg bildet künftig keine Türkischlehrer mehr aus – ein Rückschritt
