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DGB und Unternehmer streiten um Ausbildungsreife von Schulabgängern

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MAINZ. Etwa jeder sechste unter 30-jährige in Rheinland-Pfalz hat keinen Berufsabschluss. Weil die Arbeitgeber nicht genug in die Ausbildung investierten, befindet der DGB. Weil viele Schulabgänger nicht ausbildungsreif seien, befinden Unternehmensverbände.

Über die Ausbildungssituation in Rheinland-Pfalz ist ein Streit zwischen Gewerkschaftern und Unternehmern entbrannt. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Rheinland-Pfalz kritisierte am Freitag, die Zahl junger Schulabgänger ohne Ausbildungsplatz stagniere auf hohem Niveau. Die Landesvereinigung Unternehmerverbände (LVU) entgegnete, die DGB-Analyse greife teils zu kurz.

Fehlende Ausbildungsreife oder mangelndes Ausbildungsangebot? Die Zahl der jungen Menschen ohne Berufsabschluss in Rheinland-Pfalz stagniert. Foto: Charles & Hudson / flickr (CC BY-SA 2.0)

17,1 Prozent der Unter-30-Jährigen hätten keinen Berufsabschluss, teilte der DGB-Vorsitzende von Rheinland-Pfalz und Saarland, Dietmar Muscheid, mit. «Das im Jahr 2008 formulierte Ziel, die Zahl zu halbieren, ist klar verfehlt worden.» 2008 seien es 17,7 Prozent gewesen.

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Viele Arbeitgeber seien nicht bereit, in Ausbildung zu investieren, sagte Muscheid. Mehr Ausbildungsstellen und eine bessere Integration schwächerer Bewerber seien nötig. Außerdem häuften sich freie Plätze in wenigen Berufen, in denen die Ausbildungsqualität oft zu wünschen übrig lasse.

Die LVU wies dies zurück: «Auch in anspruchsvollen technischen Berufsausbildungen finden gut bezahlende Industrieunternehmen häufig nicht ausreichend oder geeignete Bewerber», teilte LVU-Präsident Gerhard Braun mit.

Die LVU wies den DGB-Vorwurf auch in anderen Punkten zurück. Viele Schulabgänger seien nicht ausbildungsreif oder -willig. Außerdem konzentrierten sie sich bei der Stellensuche oft auf sehr wenige Berufe. «Besonders Mädchen nehmen nicht die Fülle an Möglichkeiten wahr, die die duale Ausbildung mit rund 360 Berufen bietet», sagte Braun. Viele rheinland-pfälzische Unternehmen engagierten sich dafür, Schulabgänger für die Berufsschule fit zu machen.

Auch die Arbeitsgemeinschaft der Industrie- Handelskammern (IHK) weist die Vorwürfe von sich. Es sei falsch, den Unternehmen mangelnde Bemühungen bei der Ausbildung zu unterstellen. Ein Grund für die schlechte Bilanz sei zum Beispiel der Trend zum Studium. (dpa)

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