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Streit um Brandbrief gegen “Helikopter-Eltern” – VBE sieht “überforderte Lehrer”

STUTTGART. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg hat Lehrer und Eltern zu mehr Verständnis aufgefordert – auf beiden Seiten, wie der Verband betont. Anlass: Der Brandbrief eines Stuttgarter Rektors an die Elternschaft seiner Grundschule, in der er die Überfürsorge vieler Väter und Mütter beklagt, die ihren Kindern Ranzen bis ins Klassenzimmer hinterher tragen und den Unterrichtsablauf stören.

Mit seinem Brandbrief wollte der Schulleiter die Eltern aufrütteln. Foto: herval / flickr (CC BY 2.0)

„In letzter Zeit rückten die sogenannten Helikopter-Eltern in den Fokus der Öffentlichkeit. Lehrer wollten überfürsorgliche Eltern in der Schule auf eine vernünftige Distanz zu ihren Kindern halten, Eltern fühlten sich von der Lehrerschaft nicht angenommen und bangten um das schulische Weiterkommen ihrer Kinder“, so beschreibt der VBE die Debatte in der Öffentlichkeit. Tatsächlich bemängelten Lehrerverbände und Gewerkschaften seit Jahren zunehmende Distanzlosigkeit und Fälle von Grenzüberschreitungen mancher Eltern. „Aber nicht nur ‚Helikoptereltern‘, die ihre Kinder wie ‚rohe Eier‘ behandeln, bereiten den Schulen Sorgen. Es sind andererseits auch immer mehr Eltern, die ihre Kinder morgens in der Betreuung abgeben und für die Schule nicht mehr erreichbar sind. Die Schule soll es ‚richten‘, und die wird nicht selten von diesen Eltern für die komplette Erziehung des Kindes in die Verantwortung genommen“, heißt es beim VBE.

Der Brief des Stuttgarter Schulleiters sei in der Öffentlichkeit umstritten. „Nach anfänglich gezeigtem Verständnis für die pädagogische Sichtweise schlugen die Stimmen auch in die entgegengesetzte Richtung um“, so weiß VBE-Sprecher Michael Gomolzig. Mit dem Kommentar: „Lehrer sind das Problem, nicht Helikoptereltern“, habe die Autorin Antje Hildenbrand in der „Welt“ für die Elternschaft Partei ergriffen und angebliches Unverständnis und vermeintliche Inkompetenz der Pädagogen angeprangert: „An den Schulen liegt viel im Argen.“

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„Der VBE hat Verständnis für diesen Vorwurf“, so heißt es nun beim Lehrerverband. „Tatsächlich gibt es nicht nur überforderte Eltern, sondern auch überforderte Lehrer.“ Leidtragende seien immer die Kinder. Mit gegenseitigen pauschalen Schuldzuweisungengössen Pädagogen wie Eltern nur „Öl ins Feuer“. Das zunehmende „schoolhopping“,  also ein häufiger Schulstandortwechsel, könnte ein Indiz für nicht gelingende Kommunikation sein. „Umso erfreulicher ist es, dass in der überwiegenden Mehrzahl Schule und Elternhaus miteinander ins Gespräch kommen und auch bleiben. Der VBE plädiert für einen kompromissbereiten und lösungsorientierten Umgang miteinander und warnt vor pauschalen Verunglimpfungen“, so Gomolzig.

Der Schulleiter hatte in seinem Elternbrief geschrieben, er erlebe täglich, dass „viele Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen, verkehrswidrig parken, Kind und Schulranzen ausladen, den Ranzen teilweise bis ins Klassenzimmer tragen, Sohn oder Tochter die Jacke abnehmen und dann noch die Gelegenheit nützen, die unterschiedlichsten Dinge mit der Klassenlehrerin zu besprechen”. News4teachers

Zum Bericht: „Ab hier schaffen wir das allein“ – Schulen setzen überfürsorglichen Eltern Grenzen

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