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Umstrittene Elternorganisation demonstriert in Hamburg gegen Sexualkundeunterricht

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HAMBURG. Pegida gegen Sexualkundeunterricht? An der für Samstag geplanten Demonstration der Organisation „Besorgte Eltern“ entzündet sich eine Diskussion um die Sexualerziehung an Grundschulen.

In mehreren Städten hat die umstrittene Organisation „Besorgte Eltern“ bereits im letzten Jahr Demonstration gegen den Sexualkundeunterricht an Grundschulen und gegen die Aufweichung der Geschlechterrollen organisiert. Für den morgigen Samstag hat die Initiative zu einer Kundgebung “Stoppt den Sexualkundezwang an Grundschulen” in Hamburg aufgerufen.

„Stop zu Sexualkundeunterricht in der Grundschule”, heißt es im Flyer zur Demonstration der Organisation „Besorgte Eltern“. Foto: Ross Griff / flickr (CC BY 2.0)

Kritiker bezichtigen die Bewegung unter anderem der Homophobie. Ein Vorwurf, den “Besorgte Eltern“-Gründer Mathias Ebert stets zurückgewiesen hat. Allerdings findet sich auch in den Veröffentlichungen der Organisation einiges an hartem Tobak:
Hinter dem Rücken der Eltern werde in Kitas und Schulen in großem Stil ein unwissenschaftliches Frühsexualisieungskonzept verfolgt. Kinder würden ihre Eltern aus Scham nicht darüber informieren, heißt es etwa im Leitbild. Eine Gender-Ideologie, habe sich hinter dem Rücken der Öffentlichkeit bis an die Basis der Schulen und Kindergärten eingeschlichen, die das Wertefundament der Gesellschaft zerstöre, findet sich auf der Webseite.

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Anlässlich der geplanten Demonstration betonen Wissenschaftler des “Kompetenzzentrums Nord – Prävention sexueller Grenzverletzungen und sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche” (ein Kooperationsverbund an den Universitäten Kiel und Hamburg) die Bedeutung von Sexualerziehung in Grundschulen. “Die Entwicklung von sexueller Gesundheit, von stärkendem Grundvertrauen sowie der Achtung vor der Selbstbestimmung Anderer ist ohne eine altersangemessene Sexualerziehung gefährdet”, erklärte etwa Professorin Anja Henningsen von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.

Die Aufgabe der Sexualerziehung übernehmen Schulen und Eltern in Deutschland gemeinsam, so Henningsen: Eltern spielten im Grundschulalter, durch Aufklärung und liebevolle Begleitung, eine wichtige Rolle für die – auch sexuelle – Erziehung ihrer Kinder zur Mündigkeit. Zudem gelte in Deutschlands Grundschulen völlig zurecht das Prinzip der Erziehungspartnerschaft zwischen Eltern und Lehrkräften.

“Kinder werden schon im Grundschulalter durch Freundschaftsgruppen, andere Erwachsene und Medien mit Erfahrungen und Fragen konfrontiert, die sie aus Scham oder Überforderung oft vor ihren Eltern geheim halten”, erläutert Professor Arne Dekker vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Gerade deshalb benötigten sie vertrauensvolle und fachkundige Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner, ergänzt sein Kieler Kollege Uwe Sielert.

Erkenntnisse der Präventionsforschung machten zudem deutlich, dass durch diese Form der Sexualerziehung und den Zugang zu vertrauensvollen Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartnern über die Eltern hinaus sexuelle Übergriffe sowie andere Gefahren rund um das Thema Sexualität minimiert werden.”

Wie an anderen Orten zuvor ist bereits eine Gegendemonstration angemeldet, zu der sich nach Angaben des Vereins „Hamburg Pride“  bereits über 4.500 Menschen auf Facebook angemeldet hätten. (News4teachers)

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