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Programmieren für Grundschüler – Ministerpräsidentin Kraft kündigt Versuch an

DÜSSELDORF. Im Rahmen eines Modellversuchs soll in den Klassen 3 und 4 der Grundschulen in Nordrhein-Westfalen „Programmieren” auf den Stundenplan kommen. Dies hat Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) in einer Regierungserklärung angekündigt. Darüber hinaus würden in Schulen des Landes derzeit – bundesweit einmalig – zwei Prototypen digitaler Schulbücher entwickelt, ein  “mBook” für Geschichte und ein „BioBook” für Biologie. Die Internetbotschafterin der Bundesregierung, Gesche Joost, hatte unlängst die Vermittlung von Programmier-Kenntnissen bereits im Grundschulalter gefordert – ebenso wie der bekannte Fernseh-Journalist Ranga Yogeshwar.

Geht bei der Digitalisierung der Schulen voran: NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft. (Foto: Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen / Oliver Tjaden)

 

Nordrhein-Westfalen soll laut Kraft Vorreiter beim digitalen Wandel werden – auch in den Schulen. Innerhalb des Sachunterrichts werde„Programmieren“ in den an dem Versuch beteiligten Grundschulen thematisiert. „Damit soll auch jüngeren Schülerinnen und Schülern spielerisch die Softwareseite der digitalen Welt näher gebracht werden“, erklärte Kraft. An den Vorbereitung des Projekts seien die Hochschulen Aachen, Paderborn und Wuppertal beteiligt. Die Entwicklung der beiden digitalen Schulbücher werde 2017 abgeschlossen – aktuell laufe die Erprobung in den Schulen. „Sie dienen auch als Anreiz für Schulbuchverlage, in ähnliche Projekte einzusteigen“, sagte die Ministerpräsidentin.

Wenn deutschen Grundschülern keine Programmier-Kenntnisse vermittelt würde, drohten sie international ins Hintertreffen zu geraten, sagte Joost unlängst. Sie habe festgestellt, „dass in anderen Ländern mehr für die digitale Bildung getan wird“, sagte die der SPD angehörende Professorin für Designforschung, die das Bundeswirtschaftsministerium in digitalen Fragen berät.

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In Großbritannien etwa ist Programmieren in Grundschulen seit diesem Schuljahr verpflichtend. Deutschland zeige sich in der Diskussion zu zurückhaltend und abwartend, meinte Joost. Dabei gäbe es akuten Handlungsbedarf. «Selbst wenn wir jetzt ein Konzept schreiben, würde die Umsetzung noch Jahre dauern. Wir müssen heute anfangen, die bestehenden Initiativen auszubauen und in die Fläche zu bringen.»

Es sei nicht zwingend notwendig, dafür ein eigenes Schulfach einzurichten, sagte Joost. Digitale Kompetenzen müssten vielmehr in den bestehenden Fächern integrativ vermittelt werden. „Neue Formen des digitalen Recherchierens, des Programmierens oder der Mediengestaltung sollten in der Schule vermittelt werden“, denn kaum ein Beruf komme noch ohne digitale Kenntnisse aus.

In die gleiche Kerbe schlug aktuell TV-Moderator Ranga Yogeshwar. Programmieren ist seiner Ansicht nach eine Kompetenz, die zukünftig immer wichtiger werden wird. „Wenn man davon ausgeht, dass Programmieren die Sprache des 21. Jahrhunderts ist, kann es nicht sein, dass es in dieser Hinsicht Analphabeten gibt“, sagt Yogeshwar. Er sitzt gemeinsam mit der Internet-Botschafterin Joost im Beirat der Initiative „jeder-kann-programmieren.de“, die jedem einen Einstieg in die Welt des Programmierens anbieten möchte. Ziel ist es, Internetnutzer dazu zu ermuntern, ihre digitale Zukunft aktiv zu gestalten und sich nicht zu Konsumenten reduzieren zu lassen.

„Lernen für die Zukunft – neue Wege der Wissensvermittlung“ , so heißt ein Vortrag, den Ranga Yogeshwar am Samstag, den 14. März 2015, um 13 Uhr im Rahmen des Deutschen Schulleiterkongresses 2015 in Düsseldorf halten wird.

Nach der im November vorstellten ICILS-Studie, die Kenntnisse von 12- bis 13-Jährigen in 24 Staaten vergleicht, liegen Achtklässler in Deutschland mit ihren Computer-Kompetenzen im internationalen Mittelfeld. Jedoch gibt es weit weniger Spitzenschüler als in vielen anderen Industrienationen, dafür mehr Jugendlichen mit nur geringsten PC-Kenntnissen. Deutlich stärker als in vielen anderen Ländern sind in Deutschland die Fähigkeiten der Schüler im Umgang mit Neuen Medien von ihrer sozialen Herkunft abhängig. News4teachers

Zum Bericht: Informatik statt Französisch – soll Programmieren Pflicht in der Schule werden? 

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