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Ist die Jugend faul, inkompetent und ignorant? Eine Schülerin wehrt sich: “Glaubt an uns!”

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HANNOVER. Ist die Jugend von heute faul, inkompetent und ignorant? Immer wieder sind entsprechende Klagen zu hören – aktuell in einem Beitrag in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, in der ein Professor über Studenten vom Leder zieht. Einer 19-jährigen Schülerin reicht es jetzt. Sie fordert von den Erwachsenen in einem Essay in der „Hessischen/Niedersächsischen Allgemeine“: „Glaubt endlich an uns“.

Null Bock, null Ahnung? Immer wieder wird an der Jugend herumgenörgelt. (Foto: ChuckPatch/Flickr CC BY-NC 2.0)

„Meiner Ansicht sind 30% aller Abiturienten schlicht nicht studierfähig, viele wissen das auch selbst und wollen zum Glück nicht studieren, andere aber streben trotz der 5 in Mathe ein Physikstudium an“, so schreibt ein Leser im Forum von News4teachers. Eine andere meint: „Meine Schwester hat seit mehreren Jahren an einer Hochschule einen Lehrauftrag für Förderkurse in Mathematik. Sie liebt ihre Arbeit, ist aber immer wieder verzweifelt über das geringe Niveau der Abiturienten.“

Ein dritter Leser kommentiert: „Gewiss kann man beileibe nicht alle Schüler pauschal über einen Leisten scheren – natürlich gibt es nach wie vor eine Masse an tatsächlich studierfähigen (!) bzw. für eine Ausbildung gerüsteten Schülern. Was aber unleugbar ist: eine beträchtliche Anzahl unserer Abiturienten ist nicht in der Lage, Texte von mäßigem Anspruchsniveau zu analysieren wie zu interpretieren, geschweige denn diese in sprachlich adäquatem Deutsch wiederzugeben – von mangelnder Orthographie und Interpunktion einmal gänzlich abgesehen (man erkundige sich nur einmal bei diesbezüglich leidgeprüften Universitätsdozenten).“ Ein vierter Leser, offenbar Mathe-Lehrer, meint: „Meine konkrete Erfahrung mit Mathematik in Klasse 11 – 13 ist, dass die Aufgaben von vor 15 Jahren vom Durchschnitt einer Jahrgangsstufe heute sehr viel schlechter verstanden und bewältigt werden.“

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Anlass der Debatte auf News4teachers war ein Kommentar in der „Welt am Sonntag“, in dem die Autoren befanden: „Das Abitur ist heute leichter als früher. Es wird einem geschenkt, es ist nicht mehr so viel wert wie noch vor zehn, zwanzig, dreißig Jahren.“ – und eine Replik von News4teachers-Herausgeber Andrej Priboschek, in der dieser meinte: „Hier kommt bald eine Generation hervorragend ausgebildeter, weltgewandter und sprachfertiger junger Menschen aus den Schulen an die Universitäten und in die Unternehmen und übernehmen in absehbarer Zeit dort die Ruder. Freuen wir uns darüber, statt ihnen die Qualifikation abzusprechen.“

Doch jetzt kommt ein viel beachteter Rundumschlag von Zoologie-Professor Axel Meyer von der Uni Konstanz in der FAZ. Meyer schrieb wörtlich: „Unsere Studenten sind auch sonst verwöhnt, denn sie zahlen nicht nur keine Studiengebühren, sondern bekommen auch leicht Bafög, Stipendien sowie andere Zuwendungen und Ermäßigungen. In jeder Hinsicht wird ihnen der Hintern gepudert und mit viel Fürsorge und Verständnis jede Faulheit und Inkompetenz vergeben.” Und: “Geld ist nicht wirklich ein Problem für die meisten Kinder von Helikoptereltern. Trotzdem kauft kaum einer von ihnen das Buch, anhand dessen ich meine Vorlesung plane. Irgendwie scheint es nicht mehr Teil unserer studentischen Kultur zu sein, Lehrbücher zu kaufen.“

Ist die Jugend von heute wirklich faul, inkompetent und ignorant? Einer Schülerin reicht es jetzt. Sie, eine 19-Jährige aus Göttingen, schreibt in einem Essay für die „Hessische/Niedersächsische Allgemeine“: „Ja, ne, ist klar. Früher war sowieso alles besser. So einen Quatsch habe ich mir als Schülerin sehr oft, zu oft anhören müssen. Hat man früher nicht genauso Schwierigkeiten gehabt in der Schule wie jetzt auch?“ Sie glaube nicht, dass die Schüler sich früher und heute großartig unterscheiden. Sicherlich seien die Lebensumstände anders, aber hätten Jugendliche damals nicht die gleichen Probleme gehabt wie sie Jugendliche heute haben?

„Es fehlt doch sehr an Verständnis für die Gefühls- und Hormonexplosion in uns. Wir müssen meist funktionieren wie erfahrene Erwachsene, wie Maschinen. Fehlt ein Teil oder gibt es eine minimale Störung, hagelt es Kritik wie ein Monsunregen. Es fehlt die Zeit zu sein, zu leben und sich nicht in irgendwelche vorgefertigte Formen pressen zu lassen. Es ist nicht möglich einfach jugendlich zu sein, weil der Zug Richtung Zukunft schon abfährt. Wer es nicht schafft aufzusteigen, der hat in unserer Gesellschaft (immer schneller, immer besser) nicht den Hauch einer Chance. Wo ein Mensch beginnt zu straucheln, da wartet schon der nächste hinter ihm, um seinen Platz einzunehmen. (…) Und jetzt heißt es, dass wir Jugendlichen von heute faul sind, uns nicht aufraffen können?“

Die junge Frau appelliert an die Erwachsenen: „Doch bitte, hört auf an uns zu zweifeln, glaubt endlich an uns und gebt uns ein Sprungbrett, um besser in das Meer der Zukunft springen zu können.“ News4teachers

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