BERLIN. Im Gegensatz zu dem Vorschlag von Bundesbildungsministerin Johanna Wanka hält der Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, Heinz-Peter Meidinger, nicht viel von der Einführung eines neuen Faches „Alltagswissen“ an bundesdeutschen Schulen, in dem beispielsweise über Fallen in Handyverträgen aufgeklärt werden soll. Das schreibt der Verband in einer Pressemitteilung.

„Man kann nicht auf jedes gesellschaftliche Problem mit einem neuen Fach reagieren. In der Schule sollen Kinder natürlich lernen, vor Entscheidungen Sachverhalte kritisch zu prüfen, sich Ratschläge zu holen, Vergleiche zu ziehen. Ob es aber sinnvoll ist, dass Lehrer Kinder über Fallen in Handyverträgen aufklären sollen, welche sich ständig ändern, Verträge, die im Übrigen von den Eltern und nicht den Minderjährigen abgeschlossen und bezahlt werden müssen, das darf mit Fug und Recht bezweifelt werden“, sagt der Verbandschef.
Meidinger mahnt alle an der Bildungsdiskussion Beteiligten, nicht ständig neue Pflichtfächer in Schulen zu fordern. Damit komme man oft zuverlässig in die Medien, leiste aber keinen Beitrag dazu, Schule besser zu machen. In einem Punkt gibt der Verbandsvorsitzende der Bundesbildungsministerin aber Recht: „Es ist jammerschade, dass Jungen und Mädchen an den meisten Schulen keine Chance mehr hätten, Kochen zu lernen!“ Meidinger befürwortet, das Wahlfach „Kochen“ an allen Schularten einzuführen, bezweifelt aber, dass dies einfach umzusetzen sei. Man habe in den letzten Jahrzehnten massenweise den dafür erforderlichen Hauswirtschaftslehrkräften gekündigt und außerdem gebe es nur noch wenige, der dafür unbedingt erforderlichen Schulküchen.
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Titelbild: Andreas Hermsdorf / pixelio.de
