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Zu viele überforderte Kinder auf dem Gymnasium: Philologenverband fordert verbindlichere Grundschulempfehlung

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STUTTGART. Rückmeldungen aus 132 Gymnasien aus Baden-Württemberg zeigen einen „sehr hohen“ Anteil an überforderten Kindern in den fünften und sechsten Klassen der Gymnasien – meint jedenfalls der Philologenverband des Landes. In der Summe seien aktuell 6,33 Prozent der Fünftklässler und 7,29 der Sechstklässler betroffen.

Die grün-rot Landesregierung hatte vom Schuljahr 2012/13 an die Verbindlichkeit der Empfehlung durch die Grundschullehrer aufgehoben. Die Eltern haben seitdem bei der Entscheidung über die weiterführende Schule für ihren Nachwuchs das letzte Wort. Seitdem, so meint der Philologenverband, sei die Zahl der überforderten Kinder am Gymnasium stetig gestiegen. Aktuell sehe die Lage nach einer Umfrage unter den Gymnasien des Landes so aus:

Die Umfrageergebnisse zeigten, dass zusätzlich zu den Sitzenbleibern weitere 4,5 Prozentpunkte in Klasse 5 und fast 5 Prozentpunkte der Kinder in Klasse 6 entweder das Gymnasium im Laufe des Schuljahres 2014/2015 wieder verlassen mussten oder das Schuljahr mit einer Realschulempfehlung bzw. nur mit einer Probeversetzung beendeten. Damit wäre die Sitzenbleiber-Quote in den Klassen 5 zuletzt auf 1,8 Prozent gestiegen. In den Jahren davor lag sie bei 1,6 beziehungsweise 1,3 Prozent.

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„Die Ursache für diese Entwicklung liegt nach Auffassung des Philologenverbands Baden-Württemberg in der Abschaffung der Verbindlichkeit der Grundschulempfehlung begründet. Daher fordert der PhV BW die Vorlage der Grundschulempfehlung bei der Anmeldung in der weiterführenden Schule, damit frühzeitig individuelle Fördermaßnahmen ergriffen werden können“, so heißt es in einer Presseerklärung.

Bereits im vergangenen Jahr hatte Verbandsvorsitzender Bernd Saur erklärt: “Man kann doch nicht hinnehmen, dass jährlich mehr Kinder mit Fünfen und Sechsen und Tränen in den Augen nach Hause kommen, nur weil man auf der Idee beharrt, dass jeder Mensch beliebig ‘begabbar’ ist.” Dies sei ein Skandal, für den Grüne und SPD verantwortlich seien, weil sie die verbindliche Grundschulempfehlung abgeschafft haben. Er appellierte seinerzeit an Kultusminister Andreas Stoch (SPD), sich zum Schutz der Kinder zu einem klaren Mehr an Verbindlichkeit der Grundschulempfehlung durchzuringen.

Das Kultusministerium zeigt sich aktuell verwundert. Die vom Philologenverband jetzt verbreiteten Zahlen könnten nicht bestätigt werden, hieß es. Die amtliche Schulstatistik mit den aktuellen Zahlen der nichtversetzten Schüler erscheine erst im Frühjahr 2016. Erste eigene Umfragen bei den Gymnasien zeigten, dass die Quote «nahezu konstant geblieben ist», sagte ein Sprecher des Ministeriums. News4teachers / mit Material der dpa

Zum Bericht: Überraschender Befund: Freier Elternwille bei der Schulwahl bringt Kinder aus sozial schwachen Familien aufs Gymnasium

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