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Ministerin lehnt generelle Handy-Verbote an Schulen ab – „unverhältnismäßig“

KIEL. Die Schüler dürfen ihre geliebten Handys zur Schule mitnehmen – in Schleswig-Holstein jedenfalls. Pauschale Verbote sind rechtswidrig und unverhältnismäßig, sagen Rechtsexperten und die Bildungsministerin. Nutzungsbeschränkungen sind aber zulässig.

Handy in der Schülertasche – lässt sich das verbieten?
Foto: Lucie Gerhardt / pixelio.de

An den Schulen in Schleswig-Holstein gibt es nach Angaben von Bildungsministerin Britta Ernst keine generellen Handy-Verbote. Solche Verbote wären aus ihrer Sicht rechtswidrig und unverhältnismäßig, sagte die SPD-Politikerin am Mittwoch im Landtag. Nutzungsverbote könnten aber zulässig sein, um einen reibungslosen Ablauf des Unterrichts zu gewährleisten. «Ich kenne keine Schule, wo ein Komplettverbot ausgesprochen wird», sagte Ernst.
Das Thema hatten die Piraten auf die Tagesordnung gebracht, nachdem der wissenschaftliche Dienst des Landtags ein pauschales Handy-Verbot als unzulässig eingestuft hatte. Demnach dürfen die Schüler die Handys mitbringen – für Notfälle oder Absprachen mit den Eltern über das Abholen bei Verschiebung von zeitlichen Abläufen. Nutzungsbeschränkungen sind aber möglich, für den Unterricht oder auch Pausen.

«Ein generelles Handyverbot an Schulen ist weder Praxis noch Leitlinie», sagte die Ministerin. «Das wäre auch für eine moderne Medienpädagogik und Medienerziehung nicht förderlich.» Viele Schulen hätten medienpädagogische Konzepte und Medienbildung sei an fast der Hälfte aller Schulen konzeptionell fest verankert.
Handys gehörten zur Lebenswirklichkeit von Jugendlichen, sagte der Pirat Sven Krumbeck. «Wir wollen, dass moderne Medien und deren Einsatz in Schulen positiv betrachtet und gewinnbringend in die pädagogischen Konzepte der Schulen eingebunden werden.»

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Für die Grüne Bildungspolitikerin Anke Erdmann muss aus pädagogischer Sicht klar sein, dass es in den Pausen um echte, persönliche Begegnungen gehe und nicht um virtuelle. «Zu lernen, auch mal unerreichbar zu sein, ist sicher ein wichtiges medienpädagogisches Ziel, genauso wie der verantwortungsvolle Umgang mit Internet, Kamera und sozialen Netzwerken.» Auch Eltern müssten lernen, dass ihre Kinder nicht jederzeit für sie erreichbar sind.

Sie erlebe einen pragmatischen Umgang mit Handys an den Schulen, sagte die CDU-Bildungspolitikerin Heike Franzen. «Im Unterricht sind sie in der Regel nicht im Betrieb, was auch aus unserer Sicht vernünftig ist.» In Pausen und Freistunden werde unterschiedlich verfahren.
Wenn Schulen die Handynutzung einschränken, reagierten sie damit auf erhebliche Probleme und Störungen, sagte Anita Klahn von der FDP. Selbstverständlich sei es, dass Mobiltelefone bei Prüfungen eingesammelt werden können. Die Schüler müssten aber vorher darüber informiert wurden, dass das Mitführen eines Mobiltelefons als Täuschungsversuch gewertet wird.

Smartphones könnten ganz massiv den Unterricht stören und hätten dort deshalb im Privatgebrauch auch nichts verloren, sagte Jette Waldinger-Thiering vom SSW. Sie sollten dennoch auch an Schulen als Chance gesehen werden und nicht als Störfaktor oder sogar als Bedrohung. dpa

Zum Bericht: Neues Rechtsgutachten – Handynutzungsregelungen für Schulen könnten kompliziert werden

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