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Schon wieder Streit um Kursfahrt nach New York – Wie teuer dürfen Schulausflüge sein?

BERLIN. Schon wieder gibt es Ärger an einem Berliner Gymnasium wegen einer teuren Kursfahrt, wieder nach New York. Vor einigen Wochen hatte es Unmut darüber gegeben, dass 38.000 Euro aus dem Bildungs- und Teilhabepaket bezahlt worden waren, um einer Gruppe von Schülern aus armen Familien den teuren USA-Trip zu finanzieren. Jetzt trifft es einen Englisch-Leistungskurs eines Gymnasiums im gutbürgerlichen Wilmersdorf, der einen New-York-Ausflug plant, diesmal allerdings privat bezahlt. Rund 1.400 Euro muss jede Familie aufwenden. Und das hat jetzt eine Grundsatz-Debatte ausgelöst: Müssen solche teuren Schulfahrten überhaupt sein?

Ziel für die Kursfahrt: New York. Foto: Mark Ittleman / flickr (CC BY 2.0)

Die Stimmung im Forum des „Tagesspiegel“ ist geteilt. „Wer mal eben ohne eigene Leistung oder besonderes Interesse nach New York geflogen wird, wird wohl nicht viel lernen, außer das ihm immer nur das Beste zusteht“, so meint eine Mutter aus Nordrhein-Westfalen. Und berichtet von der Kursfahrt der eigenen Tochter zu einem Sozialprojekt nach Namibia, für die die Teilnehmer allerdings ein Jahr lang hatten jobben müssen. Ein anderer Leser meint: „Ich würde sehr schlucken, müsste ich eine solche Klassenfahrt finanzieren und würde auf jeden Fall dagegen votieren, weil erfahrungsgemäß immer ein paar SchülerInnen daran nicht teilnehmen können und mein Gerechtigkeitssinn darunter extrem leiden würde. Entweder alle oder keiner.“

Ein offenbar junger Studienrat meint dagegen: „Nichts bildet so sehr wie Reisen, wenn sie gut vorbereitet/begleitet/nachbereitet werden. Schule sollte viel öfter aus Reisen bestehen. Es sind Erfahrungen, die (im Vergleich zu manch Standard-Klausurtrainings-Stunde), die Menschen verändern, sprich bilden können.“ Eine andere Lehrerin sieht solche Reisen hingegen kritisch: „Klassenfahrten sollen in erster Linie das Gemeinschaftsgefühl der Klasse stärken, man soll mal rauskommen-und sich auch außerhalb der Schule besser kennenlernen. Daneben gibt es ein bestimmtes Programm für die Zeit des Aufenthalts, das der Lehrer mit den Schülern erarbeitet. Alles andere ist Mumpitz.“

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“Ich finde, das geht zu weit”, sagte auch die Vorsitzende der Berliner GEW Doreen Siebernik dem Tagesspiegel. „Was hinter einer Klassenfahrt steckt, ist doch: der pädagogische Augenblick, die Gemeinschaft, erste Erfahrung der Selbständigkeit – dafür ist der Ort nicht entscheidend.“ Das alles könne man auch in Brandenburg erleben. Die Diskussion nach dem jüngsten Fall, bei dem 38.000 Euro aus der Staatskasse gezahlt worden waren, habe ja auch gezeigt, dass die Mehrheit der Gesellschaft der Ansicht sei, dass dort deutlich über die Stränge geschlagen wurde.

Diesmal allerdings verteidigte die Bildungsverwaltung das Vorgehen des Gymnasiums – den vorherigen Fall hatte Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) noch scharf kritisiert. „Diesen Fall kann man mit dem anderen überhaupt nicht vergleichen”, hieß es laut Zeitungsbericht jetzt dazu. „Es handelt sich um eine projektübergreifende Fahrt, die von der Schulkonferenz beschlossen wurde.” Die Elternschaft des Gymnasiums sei offenbar mehrheitlich in der Lage, den Kindern die Fahrt zu finanzieren.

Der Schule zufolge hat die New York-Fahrt die Auseinandersetzung mit dem jüdischen Leben vor und nach dem Holocaust in Europa und den USA zum Thema. Bei der Reise werde am Jewish Heritage Museum und mit zwei New Yorker Schulen, darunter einer jüdischen, in Workshops wissenschaftspropädeutisch gearbeitet. News4teachers

Zum Bericht: Klassenfahrt nach New York auf Staatskosten: Berliner Schule in der Kritik

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