Berlin will mit Fortbildungen für Lehrer und Sozialarbeiter die Gefahr der Radikalisierung muslimischer Jugendlicher bekämpfen. Integrationssenatorin Dilek Kolat (SPD) stellte am Freitag ein Modellprojekt zur Lehrerschulung mit dem Titel «Protest, Provokation und Propaganda» vor. Bis 2019 bezahlen Berlin und der Bund jährlich zusammen 130 000 Euro für das Projekt des Vereins Ufuq. Es sollen etwa 10 Fortbildungen für je 20 Lehrer angeboten werden, außerdem noch Fachtagungen. Ufuq hofft, etwa 500 Lehrer zu erreichen. Ufuq gehört zu einer Reihe von Berliner Vereinen, die sich gegen die Radikalisierung junger Muslime engagieren.
Viele Lehrer seien in Debatten mit den Schülern über Islam, Salafismus und Terrorismus überfordert und bräuchten Hilfe, sagte Jochen Müller von Ufuq. Gerade in den vergangenen Wochen nach den Terroranschlägen von Paris habe es eine riesige Zahl von Anfragen aus Schulen gegeben. Der Gesprächsbedarf von Lehrern und Schülern sei groß.
Müller berichtete, Lehrer wüssten oft nicht, wie sie auf Provokationen reagieren sollten, etwa wenn Schüler Schweigeminuten verweigerten. Klar sei aber, gerade Schüler aus Einwandererfamilien suchten nach Anerkennung und drückten das auch über Provokationen aus. Lehrer sollten darauf nicht mit Ablehnung oder Anweisungen zum Trauern reagieren, sondern mit Gesprächen. «Jede Provokation ist eigentlich ein Angebot zum Reden.»
Kolat betonte, viel mehr als bisher seien auch die Moscheen in der Pflicht, sich gegenüber den jungen Menschen aktiv und präventiv gegen Radikalisierung und Gewalt einzusetzen. Hier gebe es noch einigen Nachholbedarf. dpa
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