SCHWERIN. Immer öfter lernen Schüler auf Lernplattformen online – eine Entwicklung, die jetzt Deutschlands Datenschützer auf den Plan ruft. Sie wollen die Kinder und Jugendlichen vor den Zugriffen von Lehrern schützen, die online mehr Informationen sammeln könnten als im herkömmlichen Unterricht.
Bei der Nutzung von Online-Lernportalen im Schulunterricht sollen nach dem Willen der Datenschutzbeauftragten von Bund und Ländern personenbezogene Daten so weit wie möglich ausgeklammert werden. Fotos oder Angaben zu Hobbys oder Links zur eigenen Internetpräsenz von Lehrern und Schülern böten Möglichkeiten zum Datenmissbrauch und seien zudem verzichtbar. «Es sollen nur Daten erfasst und ausgetauscht werden, die auch zur Aufgabenerfüllung der Schule nötig sind», sagte der Thüringer Datenschutzbeauftragte Lutz Hasse am Mittwoch am Rande der Behördenleitertagung in Schwerin.
Unter Hasses Federführung war eine 16-seitige Orientierungshilfe für Schulen erarbeitet worden, die den Datenschutzbeauftragten auf ihrer zweitägigen Konferenz zur Beratung und Beschlussfassung vorliegt. «Immer mehr Schulen nutzen bei der Wissensvermittlung und zum Festigen des Stoffes Internet-Plattformen, die sie zum Teil selbst entwickelt haben. Lehrer können damit sehr individuell auf einzelne Schüler eingehen», erklärte Hasse.
Dabei würden auch enorm viele Daten fließen, von Aufgabenstellungen, über entsprechende Antworten bis hin zu Bewertungen. Diese Daten dürften aber nicht «ungeschützt gesammelt und gespeichert und zum Erstellen von Schülerprofilen genutzt werden», betonte Hasse. Bildung sei zwar Ländersache, doch solle das nun vorliegende Papier zur Durchsetzung bundesweit einheitlicher Datenschutz-Standards auch an Schulen dienen. «Auf den Lernplattformen ist mehr möglich, als für den Schulunterricht nötig. Deshalb sind klare Richtlinien und Verhaltensregeln so wichtig», sagte Hasse.
Dem pflichtete auch sein Amtskollege aus Mecklenburg-Vorpommern, Reinhard Dankert, bei. So müsse auch verhindert werden, dass der Besuch der Portale durch Schüler von Lehrern erfasst und ohne deren Wissen zur Leistungsbewertung genutzt wird. «Der Fleiß eines Schülers sollte nicht daran gemessen werden, wie oft er die Plattform aufruft», erklärte Dankert.
Bei ihrem Treffen in Schwerin wollten sich die Datenschützer unter anderem auch mit dem Schutz von Gesundheitsdaten beim Einsatz sogenannter Wearables und Gesundheits-Apps sowie der künftigen Umsetzung der EU-Datenschutzverordnung in Deutschland befassen. Über die Ergebnisse der Tagung wollen sie am Donnerstag die Öffentlichkeit informieren. dpa
