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Immer mehr Privatschüler – Steuern wir auf eine Zwei-Klassen-Bildung zu?

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WIESBADEN. Privatschulen erfreuen sich weiter wachsender Beliebtheit in Deutschland – so auch in Hessen. Laut einer aktuellen Landesstatistik stellen sie bei den Schülerzahlen weiter Bestmarken auf. Der Landeselternbeirat betrachtet die Entwicklung mit Sorge, für den Landesschülersprecher kommt sie nicht überraschend.

So stellen sich viele Eltern offenbar eine Privatschule vor: Park des Eliteinternats Schloss Salem. Foto: Wikimedia Commons

In Hessen besuchen derzeit so viele Schüler wie nie zuvor eine allgemeinbildende Privatschule. Im laufenden Schuljahr werden dort rund 45.600 Schüler unterrichtet. Im Jahr zuvor waren es 45.100 Schüler. Damit ist ein neuer Höchststand erreicht, wie das Hessische Statistische Landesamt jetzt mitteilte.

Dagegen gehen die Schülerzahlen an öffentlichen Schulen weiter zurück. Zum Stichtag der Statistik am 1. November 2015 gingen nahezu 578.000 Kinder und Jugendliche auf öffentliche Schulen. Damit war die Schülerzahl dort so niedrig wie zuletzt vor 25 Jahren. Im Vorjahr waren es der Statistik zufolge 578.800 Schüler.

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Den Angaben zufolge besuchten im Herbst 2015 rund 7,3 Prozent aller hessischen Schüler an allgemeinbildenden Schulen eine Einrichtung in privater Trägerschaft. Besonders hoch seien ihre Anteile in den Förderschulen und Gymnasien: 4000 Förderschüler gingen auf eine private Förderschule. Dies entsprach einem Anteil von 17,3 Prozent an den Förderschülern insgesamt. Darüber hinaus waren 24.400 oder etwa zwölf Prozent der Gymnasiasten Privatschüler.

Der Vorsitzende des Landeselternbeirates, Reiner Pilz, betrachtet den anhaltenden Trend zur Privatschule mit Sorge. Dadurch drohe sich eine Zwei-Klassen-Gesellschaft im Schulsystem zu manifestieren. Privatschulen wählten vor allem wohlhabendere und besser gebildete Eltern für ihre Kinder. Ob aber dort auch besser unterrichtet werde, sei fraglich. Zwar würden Privatschüler in Vergleichsstudien besser abschneiden. Die pädagogische Qualität an solchen Einrichtungen sei aber nicht zwangsläufig hochwertiger.

Der neue Landesschülersprecher André Ponzi (Darmstadt) hat eine Erklärung für die wachsende Beliebtheit von Privatschulen: «Die statistische Entwicklung belegt den Mangel in unserem Schulsystem.» Wer es sich leisten könne, wende sich von staatlichen Schulen ab. «Viele Eltern sagen sich bereits: An Privatschulen wird besserer Unterricht gemacht. Vor allem ist die Ausstattung dort wesentlich besser.» Als Beispiel nannte Ponzi die Verfügbarkeit von Computern und den Umgang mit digitalen Medien. «Computerräume sind Mangelware und zudem schlecht ausgestattet», bewertete Pomzi. dpa

Privatschüler in Deutschland
Auch bundesweit nimmt die Zahl der Privatschüler stetig zu. Mehr als 730.900 Schüler in Deutschland besuchten im Schuljahr 2014/2015 eine freie allgemeinbildende Schule. Das war ein Anteil von 8,5 Prozent an der Gesamtschülerzahl und ein Zuwachs von 0,7 Prozent im Vergleich zum Schuljahr davor.

 

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