
In Hessen besuchen derzeit so viele Schüler wie nie zuvor eine allgemeinbildende Privatschule. Im laufenden Schuljahr werden dort rund 45.600 Schüler unterrichtet. Im Jahr zuvor waren es 45.100 Schüler. Damit ist ein neuer Höchststand erreicht, wie das Hessische Statistische Landesamt jetzt mitteilte.
Dagegen gehen die Schülerzahlen an öffentlichen Schulen weiter zurück. Zum Stichtag der Statistik am 1. November 2015 gingen nahezu 578.000 Kinder und Jugendliche auf öffentliche Schulen. Damit war die Schülerzahl dort so niedrig wie zuletzt vor 25 Jahren. Im Vorjahr waren es der Statistik zufolge 578.800 Schüler.
Den Angaben zufolge besuchten im Herbst 2015 rund 7,3 Prozent aller hessischen Schüler an allgemeinbildenden Schulen eine Einrichtung in privater Trägerschaft. Besonders hoch seien ihre Anteile in den Förderschulen und Gymnasien: 4000 Förderschüler gingen auf eine private Förderschule. Dies entsprach einem Anteil von 17,3 Prozent an den Förderschülern insgesamt. Darüber hinaus waren 24.400 oder etwa zwölf Prozent der Gymnasiasten Privatschüler.
Der Vorsitzende des Landeselternbeirates, Reiner Pilz, betrachtet den anhaltenden Trend zur Privatschule mit Sorge. Dadurch drohe sich eine Zwei-Klassen-Gesellschaft im Schulsystem zu manifestieren. Privatschulen wählten vor allem wohlhabendere und besser gebildete Eltern für ihre Kinder. Ob aber dort auch besser unterrichtet werde, sei fraglich. Zwar würden Privatschüler in Vergleichsstudien besser abschneiden. Die pädagogische Qualität an solchen Einrichtungen sei aber nicht zwangsläufig hochwertiger.
Der neue Landesschülersprecher André Ponzi (Darmstadt) hat eine Erklärung für die wachsende Beliebtheit von Privatschulen: «Die statistische Entwicklung belegt den Mangel in unserem Schulsystem.» Wer es sich leisten könne, wende sich von staatlichen Schulen ab. «Viele Eltern sagen sich bereits: An Privatschulen wird besserer Unterricht gemacht. Vor allem ist die Ausstattung dort wesentlich besser.» Als Beispiel nannte Ponzi die Verfügbarkeit von Computern und den Umgang mit digitalen Medien. «Computerräume sind Mangelware und zudem schlecht ausgestattet», bewertete Pomzi. dpa
Kann mir jemand helfen?
In welchen Vergleichsstudien schneiden Privatschüler besser ab als an staatlichen Schulen unterrichtet?
Gibts hierfür eine Quelle? Ich hab keine gefunden.
Vielen Dank
man könnte in den Listen der Wettbewerbe und Schulpreise nachschauen und Prozentsätze berechnen.
das ist aber nur die nichts aussagende spitze. es geht aber eher um median und quartile, evtl. noch um mittelwert und standardabweichung.
Es ging im Artikel ja um Vergleichsstudien. Alle Aussagen bzw. Berichte, die ich zu Privatschulen vs staatlichen Schulen finde sagen aus, dass Privatschulen eben nicht besser sind.
Liebe/r Grias Di,
hier zwei Aussagen der OECD zu Privatschulen:
„Schülerinnen und Schüler, die Privatschulen besuchen, erzielen in den PISA-Tests in der
Tendenz deutlich bessere Ergebnisse als Schüler, die öffentliche Schulen besuchen; allerdings
sind die Ergebnisse von Schülerinnen und Schülern öffentlicher Schulen, deren sozio-
ökonomischer Kontext dem privater Schulen vergleichbar ist, in der Regel ebenso gut.“
Und: „Länder mit einem höheren Anteil an Privatschulen schneiden in PISA nicht besser ab.“
Quelle: https://www.oecd.org/pisa/pisaproducts/pisainfocus/pisa%20in%20focus%20N%C2%B07_GER.pdf
Herzliche Grüße
Die Reaktion
„allerdings sind die Ergebnisse von Schülerinnen und Schülern öffentlicher Schulen, deren sozio-
ökonomischer Kontext dem privater Schulen vergleichbar ist, in der Regel ebenso gut.“
also nicht besser
„Länder mit einem höheren Anteil an Privatschulen schneiden in PISA nicht besser ab.“
es ging ja um die Privatschulen in Deutschland!
Beide Aussagen legen doch nahe, dass die Schüler in Privatschulen nicht besser sind, oder irre ich mich?
Die Aussagen legen nahe, dass Privatschulen nicht besser sind – deren Schüler schon, aber das hat mit ihrem sozialen Hintergrund (und eben nicht mit der Unterrichtsqualität) zu tun.
Heißt konkret: Es gibt an Privatschulen deutlich weniger Kinder aus armen und/oder eingewanderten Familien als an staatlichen Schulen. Rechnet man diese Unterschiede in den Bedingungen heraus, ergibt sich eine annähernd gleiche Leistungsfähigkeit von Privatschulen und staatlichen Schulen – und das gilt international, also nicht nur für Deutschland.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Das meinte ich doch. Also sind die Leistungen der Schüler nicht besser als die auf staatlichen Schulen, wenn man ähnliche Schüler vergleicht. Einen solchen Vergleich unter Ähnlichem setze ich aber voraus – ansonsten macht ein Vergleich ja keinen Sinn.
Ich vergleiche ja auch nicht ein Gymnasium in Bayern mit einer Mittelschule in Bremen (falls es dort sowas überhaupt noch gibt) und schließe daraus, dass die Bayern besser sind.
«Viele Eltern sagen sich bereits: An Privatschulen wird besserer Unterricht gemacht. Vor allem ist die Ausstattung dort wesentlich besser.»
Oder wie soll ich obige Aussage sonst verstehen?
„Privatschulen“ ist eine problematische Sammelbezeichnung, die so Heterogenes wie internationale Schulen, Montessori-, Waldorfschulen, christliche Bekenntnisschulen, Paukinstitute für reiche Kinder mit besonderen Bedürfnissen, Eliteschulen oder die Richard-David-Precht-Schule (ok, die gibt es noch nicht) in eine Schublade steckt.
Welchen Sinn sollte eine Mittelwertbildung all dieser im Vergleich mit „den“ staatlichen Schulen haben??
Die steigende Nachfrage lässt sich bestimmt mit den erheblichen Wettbewerbsvorteilen, einer ungenügenden Schulaufsicht und fehlenden Konsequenzen erklären, die den Privatschulen beschert werden, bzw. von denen diese profitieren:
Für ungerechtfertigte finanzielle Mehr-Einnahmen ist die vom Staat zu leistende Schulaufsicht verantwortlich.
Die ‚besseren‘ Schülerstrukturen werden von Privatschulen durch das ihnen gewährte „Recht auf freie Schülerwahl“ und deren jeweilige Kündigungspraxis gestaltet.
*31.8.2015 http://www.berliner-zeitung.de/berlin/evangelische-grundschule-friedrichshain-berlinerin-fliegt-grundlos-von-der-schule-22572706 .
* Zum GG Art. 7 IV 3, siehe a. Urteil FG Köln, 14.2.2008, 10K7404/01 Rn. 47: „.. Privatschulen zeigen, dass die Bundesländer das Verbot … nicht ernst nehmen.“ – https://openjur.de/u/124190.html .
* 15.2.2016: „… 4 Millionen Euro …. Betrugsverfahren eingestellt, … Hauptgrund: … erhebliche Mitschuld der Bezirksregierung, die immer alles durchgewunken habe….“, http://www.welt.de/regionales/nrw/article152258787/Privatschule-kassierte-trotz-Schulgeld-Zuschuesse.html?config=print .
In Hessen erhalten die Privatschulen vom Steuerzahler Finanzhilfen, die 85 % bzw. 90 % der Schülerkosten staatlicher Schulen entsprechen. S. Presseinformation HKM v. 12.4.2012 http://www.agfs-hessen.de/resources/PM_Ersatzschulfinanzierung.pdf .
Zum Schulgeld siehe Antwort Nr. 11 ff. v. 23.2.15 des Hess. Landtages auf die Große Anfrage d. SPD, http://starweb.hessen.de/cache/DRS/19/2/01632.pdf ).
Solange Kontrollen, Konsequenzen, nachvollziehbare Vorgaben und Informationen fehlen, werden viele Privatschulen bereits mit den staatlichen Finanzhilfen UND dem Schulgeld der Eltern, (d.h. OHNE Berücksichtigung der Spendeneinnahmen) über finanzielle Mittel verfügen können, die nicht nur wesentlich höher als notwendig und berechtigt (!) sind, sondern die
oft sogar deutlich höher sind, als die Schülerkosten, die der Staat an staatlichen Schulen für den anzubietenden „gleichwertigen Pflichtschulbetrieb“ erforderlich hält (GG Art. 3 !?),
UND außerdem so verlangt werden, dass vielen Familien einen evtl. gewünschter Zugang zur Schule versperrt ist.