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Studie vergleicht Betreuungssysteme – Ergebnis: Kleinkinder entwickeln sich mit exklusiver Zuwendung am besten

DÜSSELDORF. „Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen“, sagt ein Sprichwort. Auf den Spuren dieser Weisheit hat eine Forschergruppe in Malawi eine Studie durchgeführt. Dabei wollten Sie die Fragen beantworten: Was ist die natürlichste Form der Kleinkindbetreuung und wie entwickelt sich ein Kleinkind am besten?

Um das herauszufinden, untersuchten Forscher um die Wiener Entwicklungspsychologin Professor Lieselotte Ahnert  90 Familien im afrikanischen Malawi. Sie entschieden sich für eine Region, von der Anthropologen sagen, dass sie vergleichbar ist mit der Situation in Europa vor einigen hundert Jahren. Diese Voraussetzungen ermöglichen einen Vergleich mit den heutigen Betreuungsformen in Europa.

Die Wissenschaftler fanden in Malawi zwei verschiedene Betreuungssysteme vor. Im Fokus ihrer Forschung standen Kinder zwischen 15-30 Monaten. „das ist beim Thema außerfamiliäre Betreuung das kritische Alter“, sagte Ahnert gegenüber der Fachzeitschrift „Welt des Kindes“.

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Im sogenannten matrilokalen System wuchs das Kind in der Familie der Mutter auf, nah bei Großmüttern und Tanten. 20 der 90 Familien hatten ein anderes System, die Forscher nennen es patrilokal. Die Mütter ziehen zur Familie des Mannes, etwa, weil die Schwiegermutter das Feld nicht mehr bewirtschaften kann oder die Familie nicht mehr so groß ist.

Forscher: Kleinkinder entwickeln sich besser mit festen Bezugspersonen. Foto: anschi / pixelio.de

Die matrilokalen Familiennetze bestehen dagegen aus bis zu 16 Personen. Das Kind erhält dort viel Aufmerksamkeit, die aber nicht besonders intensiv ist. Dagegen bauen die Mütter, die in den Familien der Männer wohnen, eine engere Beziehung zu den Kindern auf. Die Kinder bekommen mehr exklusive Aufmerksamkeit. Das Ergebnis: Die Kinder, die die exklusive Aufmerksamkeit bekamen, waren auf motorischer und kognitiver Ebene weiter als die anderen Kinder.

Ahnert zieht daraus in „Welt des Kindes“ den Schluss: „Kümmert sich ein ganzes Dorf, kann die individuelle Zuwendung zu kurz kommen. Diese ist aber sehr wichtig, denn das Kind lernt eben nicht nur über eine möglichst hohe Stimulation und Anregung. Ausgewiesene Personen, die dranbleiben an den Erkundungsbedürfnissen des Kindes, die kulturelles Lernen und den kindlichen Wissenserwerb unterstützen, sind für die Entwicklung essenziell.“ Das müsse nicht unbedingt die Mutter sein. Von Malawi können man lernen, wie ein stabiles Betreuungssystem funktioniert. War die Mutter erschöpft oder krank, gab es immer jemanden, der für sie einsprang, Vater, Großmutter oder Tante. Es sei nicht immer das ganze Dorf gewesen, aber das jemand diese Aufgabe übernimmt, sei selbstverständlich und sicher. nin

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