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Sexualkunde-Lehrplan: CDU-Rechtsaußen Irmer sorgt für Eklat

WIESBADEN/WETZLAR. Für seine polemischen Äußerungen zum neuen Sexualkunde-Lehrplan in Hessen erntet der ehemalige bildungspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion Hans-Jürgen-Irmer heftige Kritik auch aus den eigenen Reihen.

Der umstrittene CDU-Abgeordnete Hans-Jürgen Irmer hat mit seinen Äußerungen gegen den neuen Sexualkunde-Lehrplan für Unmut in den Fraktionen des hessischen Landtags gesorgt. «Er zeigt erneut sein rückschrittliches und menschenverachtendes Weltbild», erklärte die Fraktionsvorsitzende der Linken, Janine Wissler. Patchwork-Familien, Alleinerziehende und gleichgeschlechtliche Partnerschaften seien längst Realität. Dass der Lehrplan dem angepasst werde, sei folgerichtig und überfällig.

Der hessische CDU-Landtagsabgeordnete Hans-Jürgen Irmer ist schon früher mit rechtspopulistischen Äußerungen aufgefallen. Foto: Martin Kraft / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)
Der hessische Landtagsabgeordnete Hans-Jürgen Irmer ist schon früher mit rechtspopulistischen Äußerungen aufgefallen. Foto: Martin Kraft / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)

Irmer hatte sich in einem Artikel in der aktuellen Ausgabe des «Wetzlar-Kurier», den er herausgibt, unter der Überschrift «Akzentverschiebung zu Lasten von Ehe und Familie» gegen den Lehrplan ausgesprochen. Er hatte schon häufiger mit rechtspopulistischen Äußerungen für Unmut gesorgt.

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In dem Artikel bezieht sich Irmer auch auf ein umstrittenes Gutachten des Hamburger Staatsrechtlers Christian Winterhoff, und zieht zumindest indirekt die Verfassungsmäßigkeit des neuen Lehrplans in Frage. Zudem eröffne der Plan „klassischen Lobbyistengruppen“ die Möglichkeit in der Schule ihre Positionen zu vertreten.

Die CDU-Landtagsfraktion distanzierte sich von den Aussagen ihres Abgeordneten. Dessen Meinung «deckt sich in dieser Form nicht mit der Meinung der CDU-Landtagsfraktion, wie aus unseren Verlautbarungen der vergangenen Wochen zu entnehmen ist», teilte sie mit.

Kritik kam auch von den Grünen. Fraktionssprecher Volker Schmidt sagte: Dass Irmer nahelege, Kultusminister Alexander Lorz (CDU) halte sich nicht an die Vorgaben der Verfassung, sei «eine falsche, unverschämte und ehrenrührige Unterstellung». «Was er inhaltlich erklärt, entspricht nicht der gesellschaftlichen Wirklichkeit in unserem Land, ignoriert die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts zur Gleichwertigkeit von Ehe und eingetragenen Partnerschaft und stößt auf unsere entschiedene Ablehnung.»

Der bildungspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Christoph Degen, sagte: «Wenn ein CDU-Abgeordneter offen die Verfassungsmäßigkeit eines Lehrplan der eigenen Landesregierung in Frage stellt, dann ist dies ein Beleg für die Zerrissenheit der hessischen CDU.» Aus Irmers Artikel spreche nach wie vor eine Ablehnung von Lebensweisen, die nicht seinem persönlichen Verständnis entsprechen würden. (dpa)

• zum Bericht: Hessischer CDU-Bildungspolitiker Irmer tritt zurück
• zum Bericht: Jetzt melden auch die Philologen Kritik an: Lorz gerät wegen seines Lehrplans Sexualerziehung unter Druck

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