DÜSSELDORF. Um Armut zu bekämpfen, ist gute Bildung zwar ein Weg, aber nicht die alleinige Lösung, sagt der Armutsforscher Professor Christoph Butterwegge und widerspricht damit vielen Mainstream-Experten.
Der Kölner Wissenschaftler, den die Linke aktuell als Kandidat für das Bundespräsidialamt aufgestellt hat, führt in einem Beitrag für die Zeitschrift „nds“ der GEW-NRW aus, dass Bildungsbeteiligung kein Garant für eine materiell gesicherte Existenz ist. Damit widerspricht er der gängigen, allerdings stark pauschalisierenden Auffassung vieler Politiker und Forscher. Seine Thesen dazu, inwiefern Bildung zu sozialer Gleichheit beitragen kann und wo ihre Grenzen sind, im Überblick.
1. Armut führt dazu, dass Kinder aus diesen Familien häufig keine weiterführende Schule besuchen oder sie ohne Abschluss verlassen. Das verhindert zweifellos die Integration in den Arbeitsmarkt.
2. Bildung taugt als individuelles Aufstiegsrezept, aber nicht als gesellschaftliches. Denn wenn alle Kinder und Jugendlichen mehr Möglichkeiten bekommen, konkurrieren sie immer noch um das gleiche Gut, wenn auch auf einem höheren Niveau.
3. Die Armen sind zwar häufig ungebildet, die Gebildeten aber nicht automatisch reich. Elf Prozent aller Beschäftigten im Niedriglohnsektor haben einen Hochschulabschluss. Bildung ist daher kein Garant für ein gutes Einkommen.
4. Dummheit macht nicht arm. Ein schlechter oder fehlender Schulabschluss verringert zwar die Chancen auf einen Arbeitsplatz, wirkt sich aber kaum negativ auf den Wohlstand aus, wenn der Betroffene vermögend ist oder Kapital besitzt.
5. Verursacher materieller Not sind meist nicht fehlende oder falsche Schulabschlüsse. Diese wirken nur als Verstärker.
6. Politiker, die Privatschulen fördern, Lernmittelfreiheit beschneiden und Studiengebühren propagieren, erhöhen die Bildungsbarrieren für Kinder aus sozial benachteiligten Familien.
Fazit: Neben einer gerechten Bildungspolitik sind eine Vielzahl anderer Maßnahmen nötig, um Armut zu verringern. Etwa eine gerechtere Steuerpolitik und eine ausgleichendere Sozialpolitik. nin
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