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Debakel perfekt: Mathe-Vorabi-Klausur in Hamburg (Probe fürs Bundes-Abi) fällt noch schlechter aus als erwartet

HAMBURG. Schon nach ersten Rückmeldungen aus den Schulen hatte Bildungssenator Ties Rabe angeordnet, die Ergebnisse der Mathe-Vorabiturklausuren um eine Note anzuheben. Jetzt zeigt sich: Der Notendurchschnitt der Hamburger Schüler beim ersten Test zur Vorbereitung des Einsatzes bundeseinheitlicher Mathematik-Abituraufgaben, liegt nicht „nur“ wie erwartet bei 3,9 sondern gar bei 4,1. Ob die Klausur für Hamburgs Schüler zu schwer war oder ob die Jugendlichen nicht ausreichend vorbereitet waren, sei noch unklar, verlautbarte die Schulbehörde und stellte einstweilen weitere Übungsaufgaben ins Netz.

Die Mathe-Vorabiturklausur an allen Hamburger Gymnasien und Stadtteilschulen ist noch schlechter ausgefallen als befürchtet. Nach Korrektur der insgesamt 3201 Arbeiten ergibt sich ein Notendurchschnitt von nur 4,1, wie die Schulbehörde am Donnerstag mitteilte. Das ist noch schlechter als der nach ersten Rückmeldungen der Schulen zunächst prognostizierte Notenschnitt von 3,9. Wegen des miserablen Abschneidens hatte Schulsenator Ties Rabe (SPD) bereits angeordnet, alle Ergebnisse um eine Note anzuheben. Die Opposition kritisierte die Schulbehörde scharf, forderte Rabe auf, aus dem Desaster «politische Konsequenzen» zu ziehen.

Verteidigte erneut die Aufwertung der Ergebnisse um eine Notenstufe: Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD). Foto: SPD Hamburg / flickr (CC BY-SA 2.0)

Nach Angaben der Schulbehörde erzielten die Gymnasien Altona und Oberalster sowie das Hansa-Gymnasium in Bergedorf mit einem Notendurchschnitt von 3,2 noch die besten Ergebnisse der Hansestadt. Auf der anderen Seite schafften an 18 von 100 Gymnasien und Stadtteilschulen jedoch nicht einmal zehn Prozent der Schüler die Note vier oder besser. Insgesamt kamen 1363 Schüler oder 42,6 Prozent nicht über eine Note «5» hinaus.

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«Die Mathematik-Klausur war diesmal schwerer als in der Vergangenheit, weil wir Hamburgs Abiturientinnen und Abiturienten frühzeitig auf die künftigen bundeseinheitlichen Mathematik-Abituraufgaben vorbereiten müssen», sagte Rabe.

Weiter unklar ist nach Angaben der Schulbehörde, ob die Klausur für Hamburgs Schüler zu schwer war oder ob die Jugendlichen einfach nicht ausreichend vorbereitet waren. Um beim Abitur im Mai nicht erneut derartige Noten zu erhalten, hat die Schulbehörde nach eigenen Angaben nun unter anderem zusätzliche Übungsaufgaben entwickelt und im Internet veröffentlicht. Außerdem würden alle Schulen mindestens zwölf zusätzliche Vorbereitungsstunden anbieten.

«Fachleute der Schulbehörde werden zudem die Klausurergebnisse zusammen mit den Mathematiklehrkäften der Schulen genauer analysieren und weitere Maßnahmen erörtern», sagte Rabe.

Die scharf kritisierte Aufwertung der Ergebnisse um eine Notenstufe verteidigte Rabe. Es komme immer wieder vor, dass Noten nachträglich verbessert werden müssten. So habe Niedersachsen im vergangenen Jahr die Ergebnisse aller Mathe-Abiturklausuren um 12,5 Prozent angehoben, erklärte die Behörde. In Nordrhein-Westfalen durften die Schüler den Angaben zufolge 2011 besonders schlecht ausgefallene Mathematik-Abiturklausur ein zweites Mal schreiben, während im selben Jahr in Bayern sogar die gesamten Abiturbedingungen nachträglich erleichtert wurden.

Die CDU-Opposition sprach von einem weiteren traurigen Höhepunkt in der Schulpolitik unter Senator Rabe. «Die Liste der jeweiligen Notendurchschnitte der einzelnen Schulen (…) verdeutlicht auf erschreckende Weise, wie flächendeckend die Defizite der Hamburger Abiturienten im Fach Mathematik sind», erklärte die CDU-Schulexpertin Karin Prien. Noch schlimmer sei, dass Rabe seit mehr als eineinhalb Jahren die Ergebnisse der Studie des Instituts für Bildungsmonitoring und Qualitätsentwicklung (IfBQ) zu den Mathematikleistungen der Abiturienten von 2012-2014 vorlägen, er aber erst jetzt beim ersten Abi-Jahrgang im bundesweiten Zentralabitur handele. Für Prien bedeutet das: «Am Ende haben nicht die Schüler und die Lehrer versagt, sondern der Schulsenator. Er sollte hieraus politische Konsequenzen ziehen.»

Ähnlich äußerte sich die FDP. Für die AfD sind auch die Erziehungsprämissen heutiger Pädagogik schuld an den schlechten Noten. «Diese stellt zu einseitig auf Lob und Bestärkung ab, anstatt gerade auch Eigenschaften wie Disziplin, Fleiß und Leistungsbereitschaft von den Schülern einzufordern.» Die Linken fordern genau das Gegenteil. Sie verlangen zum einen, dass die Klausuren gar nicht bewertet werden, und zum anderen, dass den Schülern nun durch intensives Coaching ihr Selbstvertrauen zurückgegeben werden müsse. (dpa)

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