DÜSSELDORF. Beim Deutschen Schulleiterkongress in Düsseldorf bekam er stehend Beifall. Der Neuropsychologe Robin J. Malloy riss sein Publikum buchstäblich von den Stühlen, obwohl er den letzten Vortrag des Kongresses hielt. Kein Wunder, denn trotz großer Fachlichkeit sprach er mit klaren Worten einige Streitpunkte in der erziehungswissenschaftlichen Debatte an und gab dazu klare Ratschläge. Wir haben sie zusammengefasst.
1. Das klassische Lernen im Frontalunterricht ergibt Sinn.
Die Erklärung, die Malloy dafür gibt, ist einfach. Denn um selbst organisiert arbeiten zu können, müssen die Angesprochenen erst mal denselben Bedeutungshorizont haben. Das ist auch der Grund, weshalb im Fremdsprachenunterricht häufig mit der klassischen Frontal-Methode gearbeitet wird. Austausch ist dann erst auf einem gehobenen Level möglich.
2. Lehrer sind Führungspersonen und sollten sich auch so verhalten.
Es gibt, laut Studien, nur zwei Gruppen im Leben, von denen wir uns nachhaltig beeinflussen lassen: Eltern und Führungspersonen. Vermutlich, so Malloy, projizieren wir ein Leben lang unsere Erfahrungen mit unseren Eltern in Führungspersonen hinein, sodass das die zweite wichtige Gruppe ist, die uns prägt. Lehrer, die einflussreich sein wollen, sind daher mit väterlichem oder mütterlichem Verhalten erfolgreicher als mit anderen Verhaltensweisen.
3. Lehrer müssen den Sinn und die Ziele ihrer Unterrichtsinhalte vermitteln.
Malloy drückt es recht drastisch aus: “Der degenerierende Faktor für das Gehirn ist in Deutschland die Schule.” Das Problem sei die mangelnde Dopaminaussschüttung im Gehirn, die sich auf die Motivation auswirkt. Wie sollten Lehrer also motivieren?
Malloy zitiert eine Untersuchung, die in einem langen Prozess die Bewältigungsstrategien von ehemaligen weiblichen KZ-Häftlingen analysiert hat. Diejenigen, die wirklich Schlimmes erlebt haben, beispielsweise wurden ihre Familien vor Ihren Augen erschossen, die sich aber anschließend wieder ins Leben stürzten und etwa den Staat Israel mit aufbauten, interessierten die Forscher besonders. Wie schafften sie das und was hatten sie gemeinsam? Die Untersuchung ergab: Es waren vorrangig drei Eigenschaften. Diese Frauen hatten einen Interpretationskontext gefunden, in dem sie Ihre Erlebnisse einordnen konnten und der Ihnen Sinn gab. Sie hatten eine gewisse Ziel bzw. Lohnerwartung am Ende Ihres Lebens und sie haben ihr eigenes Wachstum reflektiert. Malloy: “Wer diese Eigenschaften aufweist, kann alles bewältigen.”
Fazit: Lehrer müssen die Ziele und den Sinn Ihres Unterrichts vermitteln. Welcher das jeweils ist, ist individuell verschieden. Deshalb ist die wichtigste Eigenschaft, die ein Pädagoge benötigt, die Selbstreflektion, resümiert Malloy. nin