MAGDEBURG. Sachsen-Anhalts Schulen stehen aus Sicht der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft vor gravierenden Einschnitten. «Anstatt für das nächste Schuljahr durch Einstellungen für das nötige Personal zu sorgen, plant der Bildungsminister in erheblichem Maße, die Zuweisungen von Lehrerwochenstunden für die Schulen zu vermindern», teilte die GEW in einer Resolution mit.
«In Kauf genommen werden damit Klassenzusammenlegungen, jahrgangsübergreifender Unterricht, größere Lerngruppen und weniger Förderung des Einzelnen.» Mit den sogenannten bedarfsmindernden Maßnahmen solle die bestehende katastrophale Unterrichtsversorgung kaschiert werden.
Ähnliche Kritik kam auch vom Grundschulverband Sachsen-Anhalt. Schon in den zurückliegenden Jahren seien die Stundenkontingente verringert worden. Gleichzeitig sei das Unterstützungssystem der pädagogischen Mitarbeiter abgebaut worden. Von größeren Lerngruppen und der Minimierung der professionellen Ressourcen seien vor allem die Fächer Musik, Sport, Gestalten und Ethik/Religion betroffen, hieß es. «Es stellt sich die Frage, wie mit 30 oder mehr Kindern geflötet, Geräteturnen durchgeführt, mit dem Stabilbaukasten gebaut oder philosophische Gespräche geführt werden sollen?»
Bildungsminister Marco Tullner (CDU) hatte in einem Brief an die Schulen im Land im März erklärt, alle Chancen für Neueinstellungen zu nutzen. Zudem solle es «geringe Anpassungen» bei den Zuweisungen von Lehrerwochenstunden geben. Die Unterrichtsversorgung an den Schulen im Land liegt aktuell deutlich unter dem von der Koalition angestrebten Wert von 103 Prozent, der auch für Krankheitsfälle oder Elternzeiten Vertretungen zuließe. Zum Stichtag 21. September 216 hatte der Wert an den allgemeinbildenden Schulen nur 99,5 Prozent erreicht. dpa