HANNOVER. In Niedersachsen herrscht – wie in anderen Bundesländern auch – Lehrermangel, dennoch ist im Land die Zahl arbeitssuchender und arbeitsloser Pädagogen im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Dahinter steckt offenbar die zunehmende Praxis, befristet eingestellte Lehrkräfte und Referendare über die Sommerferien in die Arbeitslosigkeit zu schicken, um sie zu Schuljahresbeginn neu einzustellen. Dadurch spart der Finanzminister Millionen.
Trotz Lehrermangels an vielen Schulen sind derzeit bei der Agentur für Arbeit noch knapp 1.700 Pädagogen auf der Suche nach einer Stelle. Mit Stand Juli 2017 waren in der Statistik 1669 Lehrer in Niedersachsen als arbeitssuchend registriert, davon 919 Lehrer als arbeitslos. Vor einem Jahr, im Juli 2016, waren 1276 Pädagogen arbeitssuchend, davon 722 Lehrer arbeitslos.
Ein Grund sind die Sommerferien, in denen die Zahl stellensuchender Lehrer immer höher ist als während des Schuljahres, sagte eine Sprecherin der Regionaldirektion Niedersachsen-Bremen der Bundesagentur für Arbeit. Als arbeitslos gelten Menschen, die momentan keine Arbeit haben. Arbeitssuchend sind Menschen, die in einem befristeten Arbeitsverhältnis sind und eine neue Stelle suchen oder auch Personen, die sich neu orientieren wollen.
Aus Sicht der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Niedersachsen hat die hohe Zahl arbeitslos gemeldeter Lehrer wohl einen in einigen Bundesländern üblichen Haushaltskniff als Hintergrund: Lehrkräfte müssten sich arbeitslos melden, bevor sie eine Anstellung bekommen, sagte GEW-Sprecher Christian Hoffmann. «Sie müssen dokumentieren, dass sie dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen, auch wenn sich das schnell wieder relativiert», sagte Hoffmann. In aller Regel bekämen die Leute schnell eine Anstellung oder Verbeamtung. Allerdings: Die Bezüge während der Ferien spart das Land ein – eine Praxis, die auch in Baden-Württemberg und Bayern zuletzt für Unmut unter der Lehrerschaft gesorgt hatte.
Kein Wunder: Die Betroffenen müssen während der Zeit mit Arbeitslosengeld auskommen. N4t / mit Material der dpa
Lehrerin, 28 Jahre alt, arbeitslos – wie geht denn das in Zeiten des Lehrermangels?