HANNOVER. Mit “Unverständnis und Empörung” hat der Philologenverband Niedersachsen nach eigenen Angaben auf die weiteren, neuerlichen Abordnungen reagiert, die die Gymnasien auf Weisung der Schulbehörden zum 1. Februar 2018 an Grundschulen und andere Schulformen vorzunehmen hätten – „zusätzlich zu den bereits zu Beginn des Schuljahres vollzogenen massenhaften Abordnungen“, wie es in einer Pressemitteilung heißt. Besonders empörend sei dabei, so der Vorsitzende der Lehrerorganisation, Horst Audritz, dass „dabei der berechtigte Anspruch der Gymnasialschüler auf vollständigen Unterricht völlig außer Acht bleibt und es an den Gymnasien infolge dieser Abordnungen zu weiteren, erheblichen Unterrichtseinschränkungen und Unterrichtsausfällen kommen wird“.
Inzwischen lägen, so Audritz, aus den Gymnasien zahlreiche Berichte vor, die das Bild bestätigten und die zeigten, welch verheerende Folgen diese weiteren Abordnungen haben würden. Schon heute zeichne sich an vielen Gymnasien zum 1. Februar 2018 eine Unterrichtsversorgung von lediglich 95 Prozent und weniger ab, was der Zielsetzung einer 100-prozentigen Unterrichtsversorgung, wie sie Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) in Aussicht gestellt habe, entgegenstehe. Auch die Ankündigung des Kultusministers, zum 1. August 2018 seien keine Abordnungen von den Gymnasien mehr nötig, stehe in „krassem Widerspruch“ zur Realität. So seien die Schulleiter der Gymnasien jetzt angewiesen worden, in großem Umfang Lehrkräfte auch bereits für das gesamte Schuljahr 2018/19 abzuordnen. „Eine solche Diskrepanz zwischen den Äußerungen des Kultusministers und der Wirklichkeit in den Schulen ist empörend und nicht nachvollziehbar und schafft ein ernstes Glaubwürdigkeitsproblem”, unterstrich Audritz.
Als skandalös müsse man, so Audritz, dabei auch den Umstand bezeichnen, dass vielfach die von den Gymnasien abgeordneten Lehrkräfte andernorts gar nicht im Unterricht eingesetzt würden, um, wie behauptet, akute Mängel im dortigen Pflichtunterricht zu beheben. Stattdessen würden sie nicht selten als zweite Lehrkraft ohne konkrete Aufgaben „beschäftigt“ oder würden zu Arbeitsgemeinschaften oder Beaufsichtigungen herangezogen, während an der eigenen Schule der Pflichtunterricht gekürzt werden müsse oder jahrgangsweise sogar ganz ausfalle. „Dies kann man nur als eine unerträgliche Verschwendung von wertvollen Unterrichtsstunden zum Nachteil der Schüler des Gymnasiums ansehen“, betont der Verbandschef. Audritz appelliert an Tonne, von diesen weiteren Abordnungen Abstand zu nehmen und damit auch für Gymnasialschüler die von ihm für 2018 zugesagte Unterrichtsversorgung von 100 Prozent umzusetzen. News4teachers
