„Gute Lehrerfortbildungen zeichnen sich durch eine Verschränkung von Input, Erprobung, Reflexion und Rückmeldungsphasen aus – und müssen sich über einen längeren Zeitraum erstrecken. Wirksam sind gute Fortbildnerinnen und Fortbildner, durchdachte Konzeptionen unterschiedlicher Maßnahmen, die Nutzung des Gelernten von den Lehrkräften im Schulkontext und die Überprüfung“, so heißt es in einer Pressemitteilung des Verbandes. Ressourcen, Konzepte und Evaluation täten Not, „damit wir wissen, ob und was auf Lehrpersonen, ihren Unterricht und das Lernen der Schülerinnen und Schüler wirklich wirkt“.
Der Vorstoß von Lin-Klitzing, die vergangene Woche zur neuen Bundesvorsitzenden des Philologenverbands gewählt wurde, fällt in eine Zeit hitziger Diskussionen um Lehrmethoden insbesondere in der Grundschule.
Lin-Klitzings Amtsvorgänger, der jetzige Präsident des Deutschen Lehrerverbands Heinz-Peter Meidinger, hatte noch am Mittwoch betont, dass bei den schlechten IGLU-Ergebnissen eine „verfehlte Rechtschreibdidaktik in einer Reihe von Bundesländern“ eine gewichtige Rolle spiele. Es gebe klare Erkenntnisse, dass die Methode „Lesen durch Schreiben“ vor allem leistungsschwache Kinder besonders benachteilige und die Leistungsschere erst recht aufgehen lasse. Er forderte die Bundesländer zu Konsequenzen auf – schon in der Vergangenheit hatte es Forderungen des Philologenverbands gegeben, die unter „Schreiben wie Hören“ oder „Lesen durch Schreiben“ bekannte Methode des Reformpädagogen Jürgen Reichen zu verbieten. Meidinger ist für seine Vorwürfe gegenüber den Grundschulen wiederum vom VBE massiv kritisiert worden.
Streit um die IGLU-Studie – VBE-Landeschef Brand weist Meidingers Kritik an den Grundschulen zurück
Hier setzt Lin-Klitzing nun einen neuen Akzent. Tatsächlich scheint die Lehrerfortbildung in Deutschland stark verbesserungsfähig zu sein. Wie eine repräsentative Umfrage des Instituts Forsa unter Mathematik- und Naturwissenschaftslehrkräften im Auftrag der Deutsche Telekom Stiftung ergab, nehmen Lehrer in Deutschland zwar oft und engagiert an Fortbildungen teil – nur: Sie scheinen kaum etwas zu bringen. In der Praxis kommt offenbar wenig von dem Gelernten an. Nur knapp ein Viertel der Befragten gab an, dass sie Inhalte der letzten Fortbildung umfassend in den eigenen Unterricht überführen konnten.
„Nach wie vor sind Fortbildungen meist einmalige Impulse, die Teilnehmenden besuchen sie allein und fern der eigenen Schule. Das widerspricht jedoch völlig aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen über Erfolgsfaktoren für die professionelle Weiterentwicklung von Lehrerinnen und Lehrern“, erklärte Ekkehard Winter, Geschäftsführer der Telekom-Stiftung, bei der Präsentation der Ergebnisse.
Umfrage: Lehrer besuchen viele Fortbildungen – aber die bringen für den Unterricht wenig
Was ist laut Lin-Klitzing jetzt zu tun? „Der Deutsche Philologenverband fordert die Kultusminister der Bundesländer auf, kluge und effiziente Bündnisse zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Kultus zu schmieden, um guten Unterricht, moderne Fachinhalte als Gegenstand von Fortbildung, aber auch die Überprüfung der Wirksamkeit verschiedener Formate von Lehrerfortbildung voranzubringen. Für bessere Bildung unserer Schülerinnen und Schüler müssen unsere hoch motivierten Lehrkräfte für Lehrerfortbildungen freigestellt werden: Lehrkräfte brauchen gute und umsetzbare Lehrerfortbildungen sowie ausreichend Zeit, diese wahrzunehmen!“ bibo / Agentur für Bildungsjournalismus

