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Reaktionen auf die IGLU-Studie: GEW und VBE fordern mehr Geld für die Grundschulen

BERLIN. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat mit Blick auf die heute veröffentliche IGLU-Studie gefordert, deutlich mehr Geld in die Grundschulen und gezielte Leseförderprogramme zu investieren. Zudem seien die Ganztagsangebote auszubauen. „Es ist alarmierend, wenn die Grundschule ihrem Anspruch, eine Schule für alle Kinder zu sein und Bildungsungerechtigkeiten abzubauen, immer weniger gerecht werden kann“, sagte Ilka Hoffmann, für Schule verantwortliches GEW-Vorstandsmitglied, am Dienstag in Frankfurt am Main. Die Politik habe versäumt, insbesondere Kinder aus armen Haushalten zu unterstützen. Auch VBE-Chef Udo Beckmann nimmt die Politik in die Pflicht.

Die Arbeit in der Grundschule ist allzu oft ein Kampf auf verlorenem Posten. Foto: Shutterstock

Im EU-Durchschnitt investiere Deutschland besonders wenig Mittel in die Leseförderung, so moniert die GEW. Dies führe dazu, dass die Lesemotivation der Kinder sinke und damit die Leseleistungen immer schlechter werden. Der Fokus sei zu einseitig auf das Thema neue Medien gelegt worden. „In der Grundschule müssen vorrangig die Grundkenntnisse im Lesen, Schreiben und Rechnen für alle Kinder auf einem qualitativ hohen Niveau vermittelt und gesichert werden“, stellte Hoffmann fest. Diese Basisaufgabe zu vernachlässigen, etwa weil Programmieren gelernt wird oder Leistungskader herangebildet werden sollen, gehe an dem demokratischen Bildungsverständnis der GEW vorbei. „Es ist eine Schande, dass ein so reiches Land wie Deutschland es nicht schafft, Bildungsbenachteiligungen beherzt anzugehen und diese abzubauen“, betonte die Schulexpertin.

Ein Armutszeugnis für die Bildungspolitik: In 15 Jahren hat sich bei der Förderung schwacher Schüler praktisch nichts getan

„Wir brauchen dringend ausreichend gut aus- und fortgebildete Lehrkräfte, die auf das Lehren unter schwierigen sozialen Bedingungen vorbereitet sind und mit heterogenen Lerngruppen arbeiten können. Konzepte der Leseförderung müssen einen festen Platz in der Ausbildung von Lehrkräften bekommen“, unterstrich Hoffmann. Leseförderprogramme müssten besonders auf benachteiligte Schülerinnen und Schüler zugeschnitten seien. Zudem seien gut ausgestattete Schulbibliotheken und eine bessere Beratung der Eltern notwendig. „Die Vorschläge der GEW lassen sich am besten in personell und materiell gut ausgestatteten inklusiven Ganztagsgrundschulen umsetzen. Dafür muss ein bundesweites Programm zum Ausbau der Ganztagsangebote aufgelegt werden“, betonte die GEW-Schulexpertin.

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“Unehrliche Politik”

Auch VBE-Chef Beckmann befand: „Die Politik lenkt von ihrer Verantwortung ab, wenn sie sich nach internationalen Untersuchungen in pauschale Forderungen flüchtet, Deutschland müsse sich mehr anstrengen.“ Weiter sagte er: „Es ist unehrlich, wenn Politik sich hinstellt und die Ergebnisse beklagt, für die sie letztlich selbst verantwortlich ist. Solange wir in Deutschland nicht bereit sind, die Investitionen in den Bildungsbereich und insbesondere in den Primarbereich zu tätigen, die erforderlich sind, wird sich an den Ergebnissen nichts ändern.“

IGLU offenbart: Fast jeder fünfte Viertklässler kann nicht vernünftig lesen – Studienleiter Bos: “Eine Schande!”

Individuelle Förderung von Schülerinnen und Schülern sei nur möglich, wenn hierfür die erforderlichen finanziellen und personellen Ressourcen bereitgestellt würden. Die Ergebnisse zeigten, es räche sich, dass Deutschland seit vielen Jahren im internationalen Vergleich zu wenig in Bildung investiere. „Lesen ist wie Kino im Kopf. Es beflügelt die Kreativität und Fantasie, wichtige Kompetenzen in einer zunehmend digitalisierten Lebens- und Berufswelt“, meint Beckmann. „Es ist ein Armutszeugnis für die politisch Verantwortlichen in diesem Land, dass es riesiger Kraftanstrengungen einer ‚Stiftung Lesen‘ bedarf, um insbesondere Kindern aus bildungsfernen Schichten den Zugang zum Lesen zu erleichtern. N4t

 

Reaktionen aus der Politik

Die nordrhein-westfälische Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe: “Deutschland befindet sich noch immer auf dem Standstreifen, und wir müssen noch einen Gang zulegen, um auf die Überholspur zu gelangen.” FDP-Generalsekretärin Nicola Beer mahnte eine bessere Sprachförderung vor der Einschulung an.

Der Grünen-Bildungsexperte Kai Gehring pochte auf eine gemeinsame Bildungsoffensive von Bund, Ländern, Kommunen mit außerschulischen Partnern: “Leseförderung gehört im ‘Land der Dichter und Denker’ endlich in den Mittelpunkt.» Linke-Chefin Katja Kipping kritisierte: “Statt alle Kinder so zu fördern, wie sie es brauchen, verschärft das Bildungssystem weiter die soziale Auslese.” dpa

 

 

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