STUTTGART. Der umstrittene Konsulatsunterricht ist nach Ansicht von Migrationsexpertin Havva Engin in der jetzigen Form überholt. «Der Konsulatsunterricht ist weder zeitgemäß, noch entspricht er den tatsächlichen bildungsbiografischen Erfordernissen von Migrationsschülern», sagte die Professorin von der Pädagogischen Hochschule der «Stuttgarter Zeitung». «Man kann davon ausgehen, dass er keine positiven Effekte auf die schulischen Leistungen hat.»
Beim türkischen Konsulatsunterricht werden Kinder, deren Eltern aus der Türkei stammen, in Türkisch und Heimatkunde unterrichtet. Angesichts des Kurses der türkischen Regierung und ihrer Hoheit über die ausgewählten Lehrer sehen die Bundesländer diesen Zusatzunterricht zunehmend kritisch.
Muttersprachlicher Unterricht innerhalb des staatlichen Schulsystems wäre nach Engins Einschätzung besser. «Er würde meiner Ansicht nach sogar besser angenommen werden, da er endlich benotet und damit versetzungsrelevant würde», sagte sie. «Bisher bildet sich der Besuch des Konsulatsunterrichts auf dem Zeugnis – außer als kurzer Vermerk – nirgends als schulische Leistung ab.»
Für das Schuljahr 2016/2017 wurden laut Kultusministerium von den ausländischen Behörden 3106 Kurse mit 494 Lehrkräften angemeldet, an denen knapp 42 000 Schüler teilnahmen. Rund 850 Kurse wurden vom Land mit insgesamt 1,1 Millionen Euro bezuschusst. Den größten Anteil machte der türkische muttersprachliche Unterricht mit 508 Kursen aus. dpa