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Lehrermangel: Gebauer kündigt “Pakt” mit Unternehmen an, die Mitarbeiter in die Schulen schicken sollen

DÜSSELDORF. „Der Arbeitsmarkt stellt sich für Lehrkräfte sehr positiv dar. Die Zahl der erwerbstätigen Lehrkräfte ist steigend und die Arbeitslosigkeit ist äußerst gering“, so heißt es in einem aktuellen Bericht der Bundesagentur für Arbeit. Kein Wunder: Bundesweit macht sich insbesondere an den Grundschulen ein zunehmend dramatischer Lehrermangel bemerkbar. Für die verantwortlichen Politiker wird es immer schwieriger, freiwerdende Stellen zu besetzen – so auch für die nordrhein-westfälische Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP). In einem Interview kündigte sie nun an, einen „Pakt“ mit Unternehmen schließen zu wollen. Sie sollen Fachkräfte in die Schulen schicken.

Muss den Lehrermangel verwalten: Yvonne Gebauer, Schulministerin von NRW seit vergangenem Juni. Foto: Magubosc / Wikimedia Commons (CC BY-SA 4.0)

„Es gibt erste positive Tendenzen, aber nach wie vor betrübt mich die Situation. Wir haben mittlerweile 72 Prozent aller zur Verfügung stehenden Lehrerstellen besetzt. Anfang des Schuljahres waren es noch 53 Prozent“, so erklärte Gebauer gegenüber der „Rheinischen Post“. „Das ist besser, aber noch nicht gut genug.“ In den Grundschulen sei der Mangel groß, andererseits gebe es für die Gymnasien in bestimmten Fächerkombinationen immer noch zu viele Bewerber. Sie befürchte, „dass vielen angehenden Oberstufenlehrern die Situation in den nächsten Jahren nicht ganz klar ist.“ Die Konkurrenz an den weiterführenden Schulen werde nämlich immer größer.

„Vielleicht motiviert auch das den einen oder anderen noch, das Angebot zu nutzen und für zwei Jahre an Grundschulen zu unterrichten“, so sagte sie. Das Schulministerium hatte zum Schuljahresbeginn 2400 Lehrkräfte der Sekundarstufe I und II ohne feste Stelle angeschrieben, um sie für die Grundschule zu gewinnen – mit bescheidenem Erfolg. Gerade mal 60 Verträge wurden bislang im Rahmen der Aktion abgeschlossen.

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Auch an den Grundschulen ist der Bedarf recht unterschiedlich – hier machen sich regionale Vorlieben von Bewerbern bemerkbar. „In Paderborn werden Sie kaum unbesetzte Grundschulstellen finden, in Duisburg sehr viele. Wir wollen deshalb mit dem Wissenschaftsministerium darüber sprechen, an den Mangel-Standorten zusätzliche Studienplätze einzurichten, also etwa im Ruhrgebiet. Wir wissen, dass sich Studierende sehr ungern auf Reisen machen“, erklärte Gebauer. Der Seiteneinstieg an Grundschulen sei bereits ausgereizt. „Wir werden aber in den kommenden Jahren auch neue innovative Wege gehen müssen, weil uns der Nachwuchs fehlt“, betonte die FDP-Politikerin.

“Kenntnisse direkt aus der Praxis”

Ihr Vorschlag: „Wir wollen Unternehmen und andere gesellschaftliche Gruppen ermutigen, ihr Personal und ihre besondere Expertise vor allem in den Mint-Fächern stundenweise den Schulen zur Verfügung zu stellen. Damit werden, anders als bei Seiteneinsteigern, keine freien Stellen besetzt. Es geht darum, sich ein Stück weit Expertise mit einem anderen Blickwinkel in die Schulen zu holen und den Kindern Kenntnisse direkt aus der Praxis zu vermitteln.“ Erste Gespräche darüber habe es mit der IHK und der Handwerkskammer gegeben.

Wie sieht es mit besserer Bezahlung aus, um den Lehrerberuf attraktiver zu gestalten? „Selbst als Ministerin habe ich hier wenig Spielraum. Das Besoldungsrecht für Beamte ist gesetzlich geregelt, für Angestellte im öffentlichen Dienst ist die Grundlage der Tarifvertrag“, sagte Gebauer und betonte: „Den Lehrermangel lösen wir auch nicht nur über Geld. Wir werden die Attraktivität und die Anerkennung des Berufs steigern müssen. Deshalb starten wir auch nächstes Jahr eine große Lehrerwerbekampagne.“

Hier geht es zum vollständigen Interview mit Yvonne Gebauer in der “Rheinischen Post”.

Aus dem Bericht der BA

Im Bericht der Bundesagentur für Arbeit zur aktuellen Situation auf dem Lehrer-Arbeitsmarkt heißt es unter anderem:

„Fast 800.000 Lehrkräfte waren im Schuljahr 2016/17 an allgemeinbildenden und an berufsbildenden  Schulen tätig (ohne geringfügig Beschäftigte). Damit  hat die Lehrerzahl gegenüber dem Vorjahr  erkennbar zugenommen (+1,1 Prozent), was nicht zuletzt durch den erhöhten Bedarf durch die Fluchtzuwanderung beeinflusst ist.  Auch im  Zehn -Jahres -Vergleich ist ein leichter  Anstieg des Lehrpersonals zu beobachten (+0,8 Prozent).“

„Rund ein Drittel aller Lehrkräfte arbeitet als Angestellte, etwa zwei Drittel sind verbeamtet.“

„Die Arbeitslosigkeit von Lehrkräften ist gering. Im Oktober 2017 waren insgesamt 7. 8 00 Arbeitslose gemeldet, die eine Tätigkeit als Lehrkraft an allgemeinbildenden Schulen oder in der Berufsbildung suchten.“

„Die Arbeitslosigkeit ist für Personen, die einen Lehramtsabschluss  erworben haben,  sehr gering. Rechnerisch ergibt sich  eine Arbeitslosenquote von  1, 3 Prozent. Das ist selbst für akademische Berufe eine äußerst geringe Quote (durchschnittlich 2, 7 Prozent) und gegenüber  dem Vorjahr ein Rückgang um 0,1 Prozentpunkte.“

Hier geht es zum vollständigen Bericht.

bibo / Agentur für Bildungsjournalismus

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