KIEL. Ein «Bildungsbonus» soll ab dem Schuljahr 2019/20 schleswig-holsteinischen Grund- und Gemeinschaftsschulen in sozialen Brennpunkten zu Gute kommen. Besonders dem Ausbau gebundener Ganztagscchulen räumt Schulministerin Karin Prien dabei Priorität ein.
Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (CDU) will sich für mehr verbindliche Ganztagsschulen im Norden einsetzen. «Ein Ganztagsangebot ist für alle Schularten notwendig, es geht um die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf der Eltern», sagte Prien in einem Interview. «Die Menschen wollen diese Möglichkeit haben.» Es gehe aber auch um die Erhöhung der Chancen für Kinder aus bildungsfernen Schichten, zu einem besseren Bildungserfolg zu kommen. «Daher wollen wir ab 2019 einen “Bildungsbonus” einführen und vor allem Grundschulen und Gemeinschaftsschulen in sozialen Brennpunkten ermöglichen, vermehrt gebundene Ganztagsschulen einzurichten.»
Gebundene Ganztagsschulen müssen verbindlich Unterricht auch am Nachmittag bis etwa 16.00 Uhr anbieten. Dagegen haben offene Ganztagsschule zwar auch Angebote am Nachmittag, aber keinen Pflichtunterricht.
Den «Bildungsbonus» will Prien zum Schuljahr 2019/20 mit zunächst zwei Millionen Euro einführen. Er soll dann auf acht, neun und schließlich zehn Millionen Euro jährlich bis 2022 steigen. «Wir erarbeiten zurzeit für Schleswig-Holstein einen Schul-Sozialatlas», sagte Prien. Es gehe darum, jene Schulen zu bestimmen, die sinnvollerweise Geld aus dem «Bildungsbonus»-Topf erhalten sollten. Wenn einzelne Schulen mehr Mittel erhalten als andere, müssten sorgfältig und transparent gerechte Kriterien entwickelt werden.
«Das können Schulen sein mit vielen Kindern mit Migrationshintergrund oder einem hohen Anteil an Eltern, die Hartz IV bekommen – oft ist es beides», sagte die Ministerin. Kriterien könnten auch die Quote an Schulabbrechern sein oder das Abschneiden bei den Lernstand-Vergleichsarbeiten. «Ein wesentlicher Aspekt könnte auch der Bildungshintergrund der Eltern sein.» Dafür wären dann Befragungen wie in Hamburg notwendig. «Es ist ein hoher Aufwand, einen Sozialatlas zu erstellen», resümierte Prien.
Für die Schulen will Prien ein Bündel an Maßnahmen bereithalten. «Wir werden mehr Lehrkräfte ins System geben. Aber wir werden auch investieren in mehr Elternarbeit – das halte ich für sehr wichtig.» Und man prüfe etwa, das Programm «Lesen macht stark» nicht nur in Grundschulen, sondern auch in der Sekundarstufe I anzuwenden. Auch mehr Schul-Sozialarbeiter seien eine Option. «Wir wollen für jede in Betracht kommende Schule jeweils abgestimmte Maßnahmen einsetzen und sie bei der Umsetzung begleiten. Wichtig ist, es geht nicht schlicht um mehr Geld und Stellen, sondern auch um erprobte Konzepte, die dann auch beim einzelnen Schüler ankommen.»
Prien räumte ein, dass sich mit dem Bildungsbonus nur ein kleinerer Teil der Schulen unterstützen lässt. «Aber wir wollen ja nicht insgesamt mehr Geld in die Schulen geben, sondern jene, die ganz besondere Herausforderungen haben, besonders unterstützen.»
Schulneubauten – das sind vor allem Gemeinschaftsschulen – werden laut Prien mit modernen Kantinen ausgestattet. «Die Kinder sollen in Ganztagsschulen möglichst warmes Essen bekommen.» Für Schulbauten seien die Kommunen zuständig, das Land steuere in dieser Legislatur 50 Millionen dazu bei. Und vom Bund kämen noch einmal über das zweite Kommunalinvestitionsfördergesetz 100 Millionen Euro dazu. «Wir tun also einiges auch für den Kantinenbau, aber ich will nicht verhehlen: da gibt es noch viel Luft nach oben.» Es gebe aber keine Ganztagsschule ohne Mittagessen, wobei die Schulträger diese Aufgabe ganz unterschiedlich lösten, sagte Prien. (dpa