„Vor etwas anderthalb Jahren fand sich eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern unserer Schule, die sich dafür einsetzen wollte, solche ‚Stolpersteine‘ auch für die 61 ermordeten Juden aus dem Gebiet der heutigen Stadt Bornheim einzusetzen“, so heißt es auf der Homepage der Europaschule Bornheim. Auf dem Schulfest sammelten die Kinder und Jugendlichen Geld für das Projekt. „Die zwei Steine, die mit den Spenden aus unserer Schulgemeinde eingesetzt werden, erinnern an Frau und Tochter des Schusters Jakob Goldstein, wohnhaft in Bornheim, Burgbenden 4, deportiert 1942 nach Theresienstadt. Danach keine Lebenszeichen mehr.“
Auf der Webseite der Maria Sibylla Merian Gesamtschule Bochum steht zu lesen: „Schülerinnen und Schüler des 11. Jahrgangs legten mit dem Künstler zusammen drei Stolpersteine für die Mitglieder der Familie Liebreich. Julius Liebreich, ein geachteter Kaufmann, der mit seiner Frau Grete, geb. Spiero, und seinen drei Söhnen Bernd, Hans und Rudi im Haus Westenfelder Str. 44 wohnte, wurde mit seiner Frau und dem jüngsten Sohn am 28. Februar 1943 nach Auschwitz deportiert und dort umgebracht.“
Zwei Beispiele von vielen aus ganz Deutschland, bei denen sich Schüler an den Aktionen beteiligen, die das Geschehen von damals anschaulich machen sollen. Die Stolpersteine werden in der Regel vor dem letzten Wohnsitz der Betroffenen ins Bürgersteigpflaster eingelassen. „Wer gibt diesen oft sehr penetranten Moralisten das Recht dazu? Es geht nicht nur um eine Inflationierung von Gedenken, sondern auch darum, dass hier aus Erinnerungs-Kultur immer mehr Erinnerungs-Diktatur wird. Das sollte man nicht weiter unterstützen“, meint nun der AfD-Landtagsabgeordnete Wolfgang Gedeon, der als Antisemit gilt. Gedeon darf nach einem jüngst ergangenen Urteil des Landgerichts Berlin auch als Holocaust-Leugner bezeichnet werden, wie es der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, getan hatte. Aus Sicht Schusters versucht der AfD-Politiker, den Völkermord der Nazis an den Juden zu bagatellisieren und zu relativieren.
“Schäbige Botschaften”
Nach Gedeons Kritik an den Stolpersteinen hat nun auch das Internationale Auschwitz Komitee die rechtspopulistische Partei scharf angegriffen. „Die AfD bekämpft immer brachialer und skrupelloser, was die Überlebenden von Auschwitz als Zeitzeugen in der deutschen Gesellschaft bewirkt haben“, sagte der Vizepräsident des Komitees Christoph Heubner. Diese werteten Jargon und Inhalte der „schäbigen Botschaften“ als persönliche Angriffe. Sie seien ein Versuch, die Überlebenden und ihre Erinnerungen aus der Deutschen Gesellschaft herauszudrängen.
Vor einem Jahr hatte der Thüringer AfD-Vorsitzende Björn Höcke – selbst Geschichtslehrer von Beruf – die deutschen Schulen wegen ihrer Erinnerungskultur an den Holocaust scharf angegriffen. Höcke sagte, bis jetzt sei der deutsche Gemütszustand der „eines brutal besiegten Volkes“. „Anstatt die nachwachsende Generation mit den großen Wohltätern, den bekannten, weltbewegenden Philosophen, den Musikern, den genialen Entdeckern und Erfindern in Berührung zu bringen, von denen wir ja so viele haben, …vielleicht mehr als jedes andere Volk auf dieser Welt…, und anstatt unsere Schüler in den Schulen mit dieser Geschichte in Berührung zu bringen, wird die Geschichte, die deutsche Geschichte, mies und lächerlich gemacht“, rief Höcke vor Anhängern. Dabei nannte er auch das Holocaust-Mahnmal in Berlin „ein Denkmal der Schande“. bibo / Agentur für Bildungsjournalismus
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