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Mehr Straftaten an deutschen Schulen – Pfeiffer: Flüchtlingszuzug könnte ursächlich sein

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HANNOVER. Ausgerechnet Schulen bilden die traurige Ausnahme des bundesweiten Trends. Während die Zahl der polizeilich vermerkten Straftaten im letzten Jahr insgesamt um rund 10 Prozent gesunken ist, verzeichnen einige Bundesländer einen spürbaren Anstieg der Kriminalität und Gewalt an Schulen. Kriminologe Christian Pfeiffer geht von einem geänderten Anzeigeverhalten aus.

Nach jahrelangem Rückgang nimmt die Kriminalität an Schulen in Deutschland wieder zu. Etliche Bundesländer haben für 2017 einen teils spürbaren Anstieg von Kriminalität und Gewalt registriert, wie aus den Statistiken der Landeskriminalämter hervorgeht. Zu den Gründen gibt es noch keine Erklärung. Bundesweite Zahlen will das Bundeskriminalamt in einigen Wochen vorlegen. Unverändert ist die große Mehrzahl der Täter männlich und deutsch.

Der Anstieg der Schulstraftaten geht nach Angaben des Landeskriminalamtes Niedersachsen auch einher mit einem Anstieg der gesamten Jugendkriminalität im Jahr 2017. Nach zehnjährigem Rückgang nahm die Zahl minderjähriger Tatverdächtiger in dem Flächenland um vier Prozent zu, die Zahl tatverdächtiger Kinder stieg um 21 Prozent. Die Gründe will das LKA untersuchen. Auch für den Wiederanstieg der Kriminalität an Schulen gibt es noch keine Erklärung.

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Diebstähle gehören zu den häufigsten Straftaten an Schulen, aber auch die Gewalt hat spürbar zugenommen. Foto: Pexels / pixabay (CC0)

An Brandenburger Schulen haben die Straftaten im vergangenen Jahr um vier Prozent zugenommen um 141 auf 3646 Delikte, wie das Landeskriminalamt auf Anfrage mitteilte. Erneut am stärksten verbreitet waren Diebstähle. Ihre Zahl kletterte von 1335 im Jahr 2016 auf 1387 im vergangenen Jahr. Am häufigsten wurden Fahrräder gestohlen; hier konnte 2017 nur jeder zehnte Diebstahl aufgeklärt werden.

Deutlich war auch die Zunahme von Gewalt an brandenburgischen Schulen. So stieg die Zahl der Körperverletzungen um 60 auf 748 Fälle und die der gefährlichen und schweren Körperverletzungen schnellte um 44 Prozent auf 185 empor. Fast 50 Prozent mehr Gewaltstraftaten gegen Lehrer wurden registriert: Hier kletterte die Zahl der Fälle von 47 auf 70.

Der Tatort Schule ist längst auch fester Bestandteil der Kriminalstatistik in Baden-Württemberg. Diese weist für 2017 eine 5-prozentige Zunahme von Straftaten aus. Auf 13 209 stieg ihre Zahl im Vergleich zu 2016 und damit auf den höchsten Wert seit fünf Jahren. Die Aufklärungsquote lag bei über 40 Prozent.

Ein Sprecher des Landeskriminalamtes (LKA) betont zwar, dass diese Daten sich lediglich auf die Schule als Tatort bezögen und nicht zwangsläufig auch etwas mit dem Schulbetrieb zu tun haben müssten. Dass es eine Zunahme von Gewalt und Straftaten an den Schulen gebe, sei aber in der täglichen Schulpraxis allgegenwärtig, heißt es beim Verband Bildung und Erziehung Baden-Württemberg (VBE). Und längst nicht alle Fälle erreichten auch die Polizei.

Das bayerische Landeskriminalamt berichtet ebenfalls von einem deutlichen Anstieg der Zahl der Straftaten an Schulen. Insgesamt registrierte die Polizei im vergangenen Jahr 8356 Fälle. Das sind 540 mehr als 2016. Die Aufklärungsquote hat sich minimal erhöht und liegt bei rund 60 Prozent. Führend in der Kriminalstatistik waren in beiden Jahren mit mehr als 2400 Fällen Diebstahlsdelikte. Nur etwa jeder vierte konnte aufgeklärt werden.

Wie der Kriminologe Christian Pfeiffer mitteilte, könnte der Anstieg an einem geänderten Anzeigeverhalten liegen. In Zeiten großer medialer Aufregung über Gewalttaten würden Straftaten häufiger angezeigt. Auch wenn es sich bei den mutmaßlichen Tätern um Ausländer handele, sei die Anzeigebereitschaft statistisch erwiesenermaßen höher. Mit einer nach dem Flüchtlingszuzug gestiegenen Zahl ausländischer Schüler könne dies möglicherweise den Anstieg erklären.

Den bisherigen Rückgang von Gewalt an Schulen dokumentieren die jüngsten bis 2016 reichenden Zahlen der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung. Demnach haben sich die gemeldeten sogenannten Raufunfälle an Schulen mit leichten und schwereren Verletzungen seit 1993 in etwa halbiert. (News4teachers mit Material der dpa)

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