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Warum haben Baden-Württemberg und Bayern immer die besten Ferienzeiten? Gebauer sagt der KMK-Ferienordnung den Krieg an

DÜSSELDORF. Schüler, Eltern und Lehrer in Nordrhein-Westfalen hatten in diesem Jahr erstmals seit 1966 wieder eine Woche lang Pfingstferien – und sie haben offenbar Geschmack daran gefunden. NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) will sich dafür einsetzen, den Sonderfall zur Regel zu machen. “Die Zustimmung dazu ist groß und ich unterstütze das ausdrücklich”, sagte Gebauer der “Rheinischen Post”. Das Problem: Die Ferienordnung in Deutschland ist ein unter den 16 Bundesländern fein abgestimmtes Konstrukt. Krach ist also programmiert.

Schulministerin Yvonne Gebauer möchte dem Wunsch nach regelmäü9gen Pfingstferien für NRW Rechnung tragen. Foto: Harald Krichel / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)

Sie werde das Thema Ferienregelung in der Kultusministerkonferenz ohnehin ansprechen, kündigte Gebauer an. Denn es gebe viele Fragen, die grundsätzlich einmal zwischen den Ländern besprochen werden müssten, wie beispielsweise auch der Ferienbeginn. «Warum haben Bayern und Baden-Württemberg immer zum letztmöglichen Zeitpunkt Sommerferien?», fragte die Schulministerin und fügte hinzu: «Hier meine ich, dass es zu neuen Regelungen kommen muss». Diese durchzusetzen sei aber «ein dickes Brett», die anderen Bundesländer hätten auch ihre Interessen.

Kurzfristig sei eine Änderung ohnehin kaum möglich. «Die Ferienpläne stehen bis 2023/2024 fest, und daher wird es hier keine schnellen Entscheidungen geben können», sagte Gebauer. 2014 hatten die Kultusminister sich auf die bestehende Ferienordnung geeinigt.

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Tatsächlich sind Pfingstferien plus später Sommerferienbeginn hoch attraktiv. Beide Zeiträume liegen weitgehend außerhalb der Hauptreisesaison von Mitte Juni bis Mitte August, sodass Familien günstiger reisen können. Darüber hinaus verspricht der Hochsommer besonders warme Ferientage. Auch pädagogisch gilt ein früher Sommerferienbeginn als schwierig: Die Unterrichtszeit zwischen Weihnachts- und Sommerferien fällt dann arg kurz aus. Die Prüfungsphasen nach Ostern müssen komprimiert werden – und das bedeutet: Lernstress für die Schüler, Korrekturstress für die Lehrer.

“Rollierendes System”

Die Bundesländer stimmen sich bei der Ferienordnung ab, um Superstaus auf den Autobahnen zu vermeiden – und um den Bedürfnissen der Tourismusindustrie zu entsprechen. Eine gestreckte Feriensaison verspricht insgesamt eine bessere Bettenauslastung und damit mehr Umsatz. Für die verschiedenen Ferientermine soll insgesamt ein „Zeitraum von 90 Tagen weitmöglichst ausgeschöpft“ werden, so hat die KMK beschlossen. Der Spielraum für die Ferientermine erstreckt sich in der Regel vom 20. Juni bis zum 15. September. Das wechselt aber von Jahr zu Jahr. Fallen Ostern und Pfingsten spät ins Frühjahr, starten die ersten Länder auch erst später in die Sommerferien.

Damit es gerecht zugeht, werden die Termine der Sommerferien von den Kultusministern langfristig nach einem „rollierenden System“ festgelegt. Das heißt, mal starten die einen Länder früher in die Ferien, mal die anderen. So sollen möglichst alle Schüler, Eltern und Lehrer mal in den Genuss der Vorteile eines späteren Sommerferienbeginns kommen. Allerdings: Bayern und Baden-Württemberg beanspruchen für sich seit je her eine Extrawurst – und bekommen sie auch.

Die beiden südlichen Bundesländer machen traditionell im «rollierenden System» der anderen 14 Länder nicht mit und bestehen auf den späten Ferientermin von Anfang August bis Mitte September. Früher begründeten sie das damit, dass viele Kinder bei der Ernte helfen müssten. Heute zieht das Argument nicht mehr. Mancher Schulminister sieht das Beharren seiner bayerischen oder baden-württembergischen Amtskollegen auf den späten – attraktiven – Termin mit Argwohn. News4teachers / mit Material der dpa

Auf der Facebook-Seite von News4teachers wird das Thema schon eifrig debattiert.

Sommerferien: Welche Vorteile haben die Spätstarter – und welche Nachteile?

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