MAINZ. Die AfD-Fraktion im rheinland-pfälzischen Landtag beklagt eine «Inflation von guten und sehr guten Noten» bei Hochschulabschlüssen. Sie verwies auf Antworten des Wissenschaftsministeriums auf eine Anfrage der Fraktion, wonach sich der Durchschnitt der Gesamtnoten von Abschlussprüfungen zwischen 2000 und 2017 von 2,23 auf 2,05 verbessert habe.
Der Anteil der Note 2 sei in dem Zeitraum von 48,9 auf 60,7 Prozent geklettert. Zugleich seien Betriebe zunehmend unzufriedener mit Bachelorabsolventen, behauptete der bildungspolitische Sprecher Joachim Paul am Dienstag in Mainz. Das gehe nicht zusammen. Es sei fraglich, ob noch eine «Notenwahrheit» vorliege.
Auch an Schulen zeige sich der Trend zu guten bis sehr guten Noten. Es sei ein bisschen in Vergessenheit geraten, dass Lehrer Schülern auch sagen müssten, wenn Leistungen nicht reichten. «Wir haben sehr viele Lehrer, die konfliktscheu sind», sagte Paul. Es stelle sich die Frage, ob man es mit einem «Massen-Abitur» zu tun habe, das kaum Rückschlüsse auf eine wirkliche Studierfähigkeit zulasse.
«Wir müssen weg von dieser Akademisierung ins Nichts», sagte Paul. Niedrigere Studentenzahlen seien nicht schlimm – ganz im Gegenteil. Sonst würden aus gesuchten Meistern und Tüftlern mit praktischer Begabung weniger gesuchte Akademiker gemacht – obwohl mittelständische Betriebe über Fachkräfte- und Nachwuchsmangel klagten. Nötig sei eine kostenfreie Meisterausbildung, und für mehr Notenwahrheit seien standardisierte Zwischentests an Schulen wünschenswert, die teilweise in die Noten mit einfließen sollten. dpa
