BERLIN. Weil sich Kinder und Jugendliche oft vor ihren Schultoiletten ekeln, verkneifen sie sich den Gang aufs Klo lieber. Der Verein «German Toilet Organization» will mit einem Wettbewerb helfen. Wie könnten Lösungen aussehen? Einige Wohlfühlörtchen gibt es schon.
Die Toilette verstopft, das Urinal überlaufen, der Klorollenhalter leer. Das Händehandtuch aus der Rolle gezogen, verdreckt und verknotet, die Seifenspender leer. Es stinkt zum Himmel. Ganz normale Zustände auf Schultoiletten bundesweit. Der Verein «German Toilet Organization» (GTO) bekommt seit seiner Gründung vor 13 Jahren regelmäßig Beschwerden über schlimme Zustände. «Uns rufen oft besorgte Eltern an», sagt Geschäftsführer Thilo Panzerbieter.
Mit dem am Montag gestarteten Wettbewerb «Toiletten machen Schule» will der Verein wieder Anreize schaffen, damit Schüler mit Hausmeistern, Lehrern und anderen Beteiligten ihre Situation verbessern. Gefragt sind laut Koordinatorin Svenja Ksoll Konzepte, mit denen an Schulen die Toiletten langfristig sauber bleiben. Den drei Preisträgern winken insgesamt 50.000 Euro.
Zwei Drittel der Schüler meiden die Klos
«Es ist wichtig, dass man sich nicht vor den Toiletten ekelt», sagte der Rostocker Schüler Leo Radloff von der Bundesschülerkonferenz. Bundesweit sei dies oft der Fall. Oft seien die Schultage sehr lang. Es könne aber auch gerade deshalb nicht sein, dass sich Schüler den Gang auf die Toilette verkneifen müssten. Radloff forderte verbindliche Hygienestandards sowie die Versorgung mit grundlegenden Dingen wie Handtüchern und Seife.
Allein in Berlin meiden laut GTO zwei Drittel der Schüler die Toiletten. Der Verein hat eigenen Angaben zufolge 800 Schüler befragt. «Es gibt in Berlin schon Eltern, die die Schultoiletten putzen. Wenn es soweit ist, dann ist das schon krass», berichtet Landeselternsprecher Norman Heise.
Die Probleme sind mitunter auch hausgemacht: Es gebe durchaus Schüler, die auf den Toiletten verrückt spielten, so Radloff. «Aber dafür darf man nicht alle kollektiv bestrafen», forderte er. An seiner Schule gebe es beispielsweise keine Papierhandtücher mehr, weil einige wenige Schüler nicht in der Lage seien, den Papierspender zu benutzen. In anderen Schulen werden die Toiletten wegen Vandalismus abgesperrt, Schüler müssen sich einen Schlüssel holen.
«Den Schülern wird schnell der Schwarze Peter zugeschoben», sagt GTO-Chef Thilo Panzerbieter. Die Erfahrungen zeigten aber, dass man auch schnell einen Bewusstseinswandel hin zu mehr Verantwortungsgefühl erreichen könne. «Man muss in den Dialog treten», so Panzerbieter. Außerdem forderte er Lehrer auf, «sich einfach mal die Schülertoiletten anzuschauen».
Laut GTO gibt es andererseits auch schon viele gute Beispiele. «Einige Schulen haben es geschafft, die Toiletten in einen Wohlfühlort zu verwandeln», so Ksoll. So gebe es Schulen, an denen Künstler ihre Arbeiten in den Toilettenräumen ausstellen oder auch Schüler selbst die Wände gestalten dürfen. In Potsdam sorgt die Schülerfirma «Putzdamer» für saubere Toiletten auf der dortigen Waldorfschule. Für die Einsätze in den Sanitäranlagen gibt es mehr Geld – für die Schüler ein Anreiz.
An anderen Schulen finanzieren Eltern laut Ksoll Minijobber, die für saubere Toiletten sorgen. Und auch Toilettenfrauen wurden schon einführt, bei denen Schüler beispielsweise für saubere Klos Geld zahlten. Auch die GTO hält Bezahltoiletten nicht für abwegig. Sie dürfen laut Panzerbieter nur nicht diskriminierend sein und dazu führen, dass sich nur Schüler mit Geld saubere Toiletten leisten können. Der Einsendeschluss für den Wettbewerb ist am 1. April und die Preisverleihung im Mai 2019 geplant. 2013 gab es den ersten Wettbewerb dieser Art der GTO. Von Anja Sokolow, dpa
Hier gibt’s weitere Informationen zum Wettbewerb.
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