HAMBURG. An vielen Schulen in Deutschland findet vor den Sommerferien faktisch kaum noch regulärer Unterricht statt, weil die Noten bereits feststehen. Eltern kritisieren den „Leerlauf“ – jetzt hat eine erste Schulbehörde reagiert: In Hamburg dürfen Notenkonferenzen künftig frühestens zwei Wochen vor Beginn der unterrichtsfreien Zeit stattfinden.
„Wenn alle Klassenarbeiten und Tests geschrieben sind und alle Zensuren feststehen, könnte an unserer Schule eigentlich die schönste Zeit des Jahres anbrechen. Für viele meiner Kolleginnen und Kollegen ist es aber der blanke Horror. Denn sie wissen nicht, wie sie die Schüler noch beschäftigen sollen“, so verbreitet eine bloggende Lehrerin mit dem Pseudonym „Frau Bachmayer“ vor einem Millionenpublikum auf „Bild“-Online.
Sie selbst nimmt sich da nicht aus: „Vor den Sommerferien ist Leerlauf!“, so meint sie – und bekennt sogar, in dieser Zeit ihre Dienstpflicht zu missachten. „In den Abschlussklassen stehen die Noten eh schon fest. Deshalb habe ich mit ihnen einen Deal: ‚Wenn ihr das nicht an die große Glocke hängt, könnt ihr morgens ausschlafen, und wir treffen uns zur dritten Stunde‘ Meine Schüler sind natürlich begeistert und halten dicht.“ Oder sie deklariere einen gemeinsamen Freibadbesuch als „Wandertag“ oder ernenne eine Eisdiele offiziell zum „außerschulischen Lernort“.
Abgabe der Schulbücher: Volle vier Wochen vor den Ferien
Eltern zeigen sich davon meist weniger angetan als ihre Kinder. So sorgte die Aufforderung eines Gymnasiums in Ulm, die geliehenen Schulbücher doch bitte abzugeben, für Empörung. Denn die „zentrale Buchrückgabe“ war auf einen Termin gelegt worden, der volle vier Wochen vor den Sommerferien lag. „Ständig heißt es, mit G8 habe man kaum Zeit für Wiederholungen. Jetzt, wenn alle Klassenarbeiten geschrieben sind, könnte man Stoff vertiefen. Stattdessen fordert man Bücher zurück und es fällt Unterricht aus“, so zitierte die „Südwest-Presse“ eine wütende Mutter.
Ein gleichfalls zitierter Schulleiter weist den Vorwurf zwar zurück, dass nach den Notenkonferenzen kein sinnvoller Unterricht mehr stattfinde. Dann sei schulorganisatorisch die richtige Zeit für Klassenfahrten und/oder Projektwochen, die für das Sozialverhalten der Schüler nicht zu unterschätzen seien.
Trotzdem hat eine erste Schulbehörde in Deutschland nun auf Klagen von Elternseite reagiert. Um den Unterrichtsbetrieb noch möglichst lange vor den Sommerferien aufrechtzuerhalten, sollen die Zeugniskonferenzen an Hamburgs Schulen künftig später stattfinden.
“Bis zwei Wochen vor Ferienstart noch voll Unterricht”
„Die neue Regelung sieht vor, dass alle Zeugniskonferenzen frühestens zwei Wochen vor Schuljahresende stattfinden dürfen“, erklärte Schulsenator Ties Rabe (SPD) dem „Hamburger Abendblatt“. Ausnahmen sollen für die Klassen 6 und 10 gelten. „Wegen der eventuellen Schulwechsel, die nach diesen Zeugniskonferenzen anstehen, also der möglichen Abschulung vom Gymnasium und dem Übertritt in die Oberstufe Die Zeugniskonferenzen markierten an vielen Schulen den Endpunkt eines Schuljahres, sagte Rabe. „Die Neuregelung bietet die Gewähr, dass bis zwei Wochen vor Ferienstart noch voll Unterricht läuft.“ News4teachers / mit Material der dpa
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