BERLIN. Im vergangenen Schuljahr haben 1.002 732 Schülerinnen und Schüler eine Schule in freier Trägerschaft besucht. Damit wurde zum ersten Mal die Millionen-Schwelle überschritten, teilt der Verband Deutscher Privatschulen (VDP) Nordrhein-Westfalen mit. Dies geht aus der Publikation des statischen Bundesamtes Destatis „Private Schulen – Schuljahr 2018/19“ hervor, die nun veröffentlicht wurde. Demnach besuchten 764.286 Jungen und Mädchen eine allgemeinbildende, 238 446 Jugendliche und junge Erwachsene eine berufliche private Schule. Jeder elfte Schüler (9,3 Prozent) lernte im abgelaufenen Schuljahr in Deutschland an einer privaten Schule.
Die Zahlen und die Entwicklung für Nordrhein-Westfalen verlaufen laut VDP NRW ähnlich. Hier besuchten insgesamt 208 111 Schülerinnen und Schüler eine Privatschule. 165 825 Kinder und Jugendliche davon waren auf einer allgemeinbildenden Schule, 42 286 auf einer beruflichen Schule. Der Anteil an der Gesamtzahl der Schülerinnen und Schüler liegt im allgemeinbildenden Bereich bei 8,6 Prozent, im berufsbildenden Bereich bei 7,6 Prozent.. Von 2013 bis 2018 ist der Anteil an der Zahl aller Schüler in NRW von 8,0 auf 8,4 Prozent gestiegen.
Eltern schätzen innovative Unterrichtskonzepte
„Die Zahlen belegen die konstante Wertschätzung, die private Schulen in der Bevölkerung genießen. An den vielen Schulen in freier Trägerschaft engagieren sich Bürgerinnen und Bürger erfolgreich für gute und zukunftsweisende Bildung und bereichern so die Schullandschaft“, meint Andreas Schrade, Geschäftsführer beim VDP Nordrhein-Westfalen, zu den Zahlen. Von Eltern würden vor allem innovative Unterrichtskonzepte, motivierte Lehrkräfte und Schulführung und verlässliche, arbeitnehmerorientierte Betreuungszeiten geschätzt.
Einer der wichtigsten Bereiche der Privatschulen sei die berufliche Bildung. Nahezu jede fünfte berufliche Schule in Nordrhein-Westfalen ist in freier Trägerschaft, der Anteil an der Gesamtzahl der Schüler im beruflichen Bereich liegt bei 7,6 Prozent. „Gerade im berufsbildenden Bereich sind Privatschulen hochspezialisiert, sind kleine, aber feine Schulen. Sie bilden in innovativen Bereichen wie Game Art und Game Design, Informatik oder ‚Manager im Modehandel‘ aus – Berufsbilder, die es bis vor wenigen Jahren noch gar nicht gab“, erklärt Schrade.
Man müsse angesichts der wachsenden Zahl von Privatschülern nicht „überdramatisieren“, hatte Bildungsforscherin Prof. Nele McElvany, Direktorin am Institut für Schulentwicklungsforschung der Uni Dortmund, im August erklärt (als die Million bereits in Reichweite kam). Aber den wachsenden Zulauf doch kritisch im Auge behalten. „Die Frage ist: Bis zu welchem Grad wollen wir das – mitsamt der starken sozialen Selektivität“.
In 25 Jahren hat sich die Zahl der Privatschulen fast verdoppelt
Binnen 25 Jahren hat sich die Zahl der Schulen in privater Trägerschaft von rund 3200 auf knapp 5850 nahezu verdoppelt. Sie haben nach jüngsten Zahlen einen Anteil von 14 Prozent gemessen an allen Schulen. Das Wachstum kommt stark aus Ostdeutschland, wo es vor der Wende praktisch keine Privatschulen gab, erläuterte McElvany. In fast allen Bundesländern sind die Privatschülerzahlen zuletzt im Schuljahr 2018/19 konstant oder steigend, wie eine Umfrage zeigt.
Wer lernt an Privatschulen? In hohem Maße eine „sozial privilegierte Schülerschaft“, berichtete McElvany. Die Privaten seien bereichernd. Allerdings: „Was nicht Idee und Ziel sein darf: Wer es sich leisten kann, wandert ab zu den Privatschulen.“ News4teachers / mit Material der dpa
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Privatschulen sind zunehmend gefragt – nimmt Deutschland Kurs auf Zwei-Klassen-Bildungssystem?
