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Experten schlagen Alarm: Die Jungen werden in der Schule abgehängt! Aber woran liegt das?

BERLIN. Jungen verlieren in der Bildung an Boden, und Experten zeigen sich besorgt über den Trend. Tatsächlich ist seit längerem bekannt, dass Mädchen mit ihren Leistungen in den sprachlichen Fächern vorne liegen; jetzt hinken Jungen zunehmend auch in den MINT-Fächern hinterher. Erklärungsansätze gibt es einige – sie reichen vom stärkeren Videospiel-Konsum der Jungen bis hin zur These, dass offene Unterrichtsformen die Jungen überfordern.

Brauchen wir bald in den Schulen eine besondere Jungenförderung? Foto: Shutterstock

 

„Wir verlieren unsere Jungs in den Schulen!“ Die Warnung von Prof. Christian Pfeiffer, ehemaliger Direktor der Kriminologischen Instituts Niedersachsen, gegenüber der „Bild am Sonntag“ klingt dramatisch. Tatsächlich liegen Mädchen seit längerem in etlichen Schülerleistungsvergleichen vorn.

Das Blatt zitiert aktuelle Daten des Instituts, die den Trend bestätigen:

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Schüler, die oft am Computer spielen, haben schlechtere Noten

Woran liegt das? Mit Dirk Baier, Professor an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, habe Pfeiffer herausgefunden, dass 24 Prozent der männlichen Jugendlichen mindestens 4,5 Stunden täglich Videospiele spielen – aber nur zwei Prozent der weiblichen einen vergleichbaren Spielekonsum aufweisen. Bei Trennungskindern sei der Anteil von Vielspielern mit 36,9 Prozent besonders hoch. Und: Mit einer Durchschnittsnote 3,20 schnitten Vielspieler deutlich schlechter ab als Nicht-Spieler (2,97). „Vor allem männliche Trennungskinder flüchten sich in Fantasiewelten am Computer“, so erklärt Pfeiffer gegenüber der „Bild am Sonntag“. „Wer arm im Leben ist, möchte reich sein in der virtuellen Welt.“ Es fehle oft an männlichen Vorbildern.

Tatsächlich zeigt auch der aktuelle IQB-Bildungstrend – Nachfolge-Studie des PISA-Bundesländervergleichs –, dass die Jungen bei den Schulleistungen in den MINT-Fächern nachlassen. „Besonders in Mathematik sind bei den Jungen in einer Reihe von Ländern Kompetenzrückgänge zu verzeichnen. Aber auch in den naturwissenschaftlichen Fächern gibt es bei den Jungen häufiger Kompetenzrückgänge als bei den Mädchen“, so erklärte Stefan Schipolowski, wissenschaftlicher Leiter der Studie, unlängst gegenüber dem Deutschen Schulportal.

Haben Jungen Schwierigkeiten, ihre Lernprozesse selbstreguliert zu steuern?

„Überraschend ist das für uns nicht. Tatsächlich ist der Vorsprung der Mädchen im sprachlichen Bereich in Schulleistungsstudien gut belegt, auch international. In den Naturwissenschaften ist die Befundlage nicht so eindeutig. Allerdings zeigte sich schon im IQB-Ländervergleich 2012, dass die Mädchen auch in den meisten naturwissenschaftlichen Fächern höhere Kompetenzwerte aufwiesen. Besonders groß war und ist der Unterschied in Biologie. Hier liegen die Mädchen ganz klar vorn“, so sagte er im Interview.

Worin liegen die Unterschiede begründet? Die Antwort des Bildungsforschers: „Die Forschung zu Geschlechterdisparitäten weist darauf hin, dass die Jungen möglicherweise größere Schwierigkeiten haben als Mädchen, ihre Lernprozesse selbstreguliert zu steuern. Es könnte also sein, dass sie bei den offenen Unterrichtskonzepten, die sich in den vergangenen Jahren etabliert haben, mehr Unterstützung benötigen.“ Das allerdings, sei nur eine mögliche Hypothese von vielen. News4teachers

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Studie: Mädchen sind in der Schule leistungsbereiter als Jungen – weil sie sich früher ins System schicken

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