STUTTGART. Angesichts der Ausbreitung des Coronavirus hat der Landeselternbeirat Baden-Württemberg einen desolaten Zustand der Toilettenanlagen an vielen Schulen beklagt. Mancherorts könne man sich gar nicht richtig die Hände waschen, weil keine Seife da sei, sagt der Landesvorsitzende Carsten Rees am Freitag auf Anfrage. Experten betonen wiederholt, dass es wichtig sei, allgemeine Hygieneregeln zu beachten, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Mancherorts greifen Lehrer deshalb jetzt zur Selbsthilfe.
Zwar gibt es laut Elternvertreter Rees auch Schulen mit einer vorbildlichen Ausstattung. Auf der anderen Seite stehen aber Schulen, in denen Schüler absichtlich wenig trinken, um nicht auf die Toilette gehen zu müssen. «Da liegt vieles im Argen», meint Rees. Zuständig für die Ausstattung mit Seife, Toilettenpapier und Handtüchern sind die Schulträger. Bei öffentlichen Schulen sind dies die Kommunen.
Zwei Drittel der Schüler in Berlin meiden die Schulklos
Die Toilette ist verstopft, das Urinal überlaufen, der Klorollenhalter leer. Das Händehandtuch ist aus der Rolle gezogen, verdreckt und verknotet, die Seifenspender leer. Es stinkt zum Himmel. Ganz normale Zustände auf Schultoiletten bundesweit. Der Verein «German Toilet Organization» (GTO) bekommt seit seiner Gründung vor 15 Jahren regelmäßig Beschwerden über schlimme Zustände. «Uns rufen oft besorgte Eltern an», sagte Geschäftsführer Thilo Panzerbieter bereits vor anderthalb Jahren (News4teachers berichtete).
Allein in Berlin meiden laut GTO zwei Drittel der Schüler die Toiletten. Der Verein hatte eigenen Angaben zufolge 800 Schüler befragt. «Es gibt in Berlin schon Eltern, die die Schultoiletten putzen. Wenn es soweit ist, dann ist das schon krass», berichtete Landeselternsprecher Norman Heise.
Auch für den Landeselternrat Niedersachsen ist die fehlende Sauberkeit ein Dauerbrenner. «Es scheitert am Geld», kritisierte der Elternratsvorsitzende Mike Finke im vergangenen Jahr (News4teachers berichtete). Die Schulträger seien nicht bereit zu investieren. Im Moment sei eine Toilette für 40 Schülerinnen und Schüler vorgesehen. «Das ist nicht mehr zeitgemäß», bemängelt er. Der Sanitärbereich müsse auch mittags, nicht nur einmal täglich gereinigt werden.
Reinigungsmängel in vier von fünf Schulen
Kontrolleure des Gesundheitsamtes der Region Hannover haben zwischen Anfang 2016 und Ende 2018 Schulen in der Landeshauptstadt und dem Umland geprüft. Bei 112 Kontrollen wurden Reinigungsmängel in 79 Prozent der Schulen festgestellt. Bei 56 Prozent gab es bauliche Defizite oder gar einen Sanierungsstau. Bei 52 Prozent fehlte der vorgeschriebene Hygieneplan. Das ging aus einer Anfrage der CDU-Fraktion der Region hervor.
Wie aus Leserbriefen auf der Facebook-Seite von News4teachers hervorgeht, greifen an manchen Schulen Lehrer angesichts der Corona-Krise notgedrungen jetzt zur Selbsthilfe: Sie besorgen Handtücher und Seife aus eigenen Mitteln., damit sich ihre Schüler die Hände waschen können. News4teachers / mit Material der dpa
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