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Kinder werden immer unruhiger – Forscher plädieren für mehr Bewegungspausen im Unterricht

KARLSRUHE. Bewegungspausen gelten als gutes Mittel, die Konzentration von Schülern im Unterricht zu verbessern. Lange ist an diesem Zusammenhang in Deutschland nicht mehr empirisch geforscht worden. Eine Karlsruher Sportwissenschaftlerin hat jetzt Praxistipps vorgelegt.

Lehrer sollten den Bewegungsdrang der Kinder als Gelingensbedingung fürs Lernen sehen. Foto: Shutterstock

Kurze Bewegungspausen im Unterricht haben eine positive Wirkung auf die Konzentrationsleistung von Grundschulkindern. So lautet das Kernergebnis der Studie „Kurze Bewegungspausen im Fachunterricht zur Steigerung der Konzentration“, die sich, so Autorin Anke Hanssen-Doose von der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe (PHKA), als erste Studie in Deutschland seit 2003 empirisch mit der Wirksamkeit von kurzen Bewegungspausen bei Grundschulkindern beschäftigt hat.

Schüler bewegten sich, klatschten und tanzten

Evaluiert wurden rund 130 Schüler der Klassen zwei bis vier, die möglichst in jeder Schulstunde – angeleitet von ihren Lehrkräften – Bewegungspausen von maximal fünf Minuten durchführen sollten. Die Mädchen und Jungen sangen und bewegten sich, klatschten und tanzten.

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Vor und nach der Intervention mit Bewegungspausen wurde die Konzentrationsleistung der Kinder mit d2-Tests gemessen und mit Klassen verglichen, in denen keine Bewegungspausen stattgefunden hatten. Anhand qualitativer Methoden bestimmten die Forscher zusätzlich konzentrationsfördernde und -hemmende Faktoren.

Zunehmende körperliche Unruhe regulieren

Bewegungspausen hätten sich als probates Angebot erwiesen, wie Kinder ihre zunehmende körperliche Unruhe regulieren könnten, so Hanssen-Doose. Sowohl bei den beteiligten Lehrern als auch bei den Schülern seien die Bewegungspausen sehr gut angekommen. Die Kinder seien geradezu begeistert gewesen. Hanssen-Doose zeigt sich von dieser Begeisterung keineswegs überrascht: „Tausende Male werden Schülerinnen und Schüler ermahnt, aufmerksam zu sein, ruhig zu sein, nicht zu stören. Aber Hilfe, wie sie das machen sollen, bekommen sie selten.“

Um die Aufmerksamkeit der Schüler hoch zu halten, empfehlen die Wissenschaftler um Hanssen-Doose eine „schülerorientierte Mischung aus Bewegungsspielen, Bewegungspausen mit Musik und lustigen Texten sowie Entspannungspausen“. „Wir sollten das Bewegungsbedürfnis der Kinder nicht als Störfaktor sehen, sondern als Gelingensfaktor für das Lernen einsetzen“ , so die Sport-und Gesundheitswissenschaftlerin.

Gemeinsam mit ihren drei Co-Autorinnen hat Hanssen-Doose insgesamt 68 Bewegungspausen für besseres und konzentriertes Lernen in einem Praxishandbuch zusammengestellt (hier lässt es sich bestellen – kostenpflichtig). Zuvor hatten Studenten mit Lehrern und Kindern in einem Seminar der PHKA die drei bis fünfminütigen Bewegungsspiele erprobt.

Unabhängig davon ruft die Sportwissenschaftlerin Lehrer auf mehr Bewegungspausen in den Unterricht zu integrieren. Denn diese ermöglichten ein besseres und konzentrierteres Lernen sowie ein besseres Miteinander im Klassenzimmer. (zab, pm)

Die Studie ist in der Zeitschrift Sportunterricht erschienen. (Bezahlschranke)

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