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Normalbetrieb ist auch nach den Osterferien nicht in Sicht: Die Schulen werden – bestenfalls – schrittweise zum Leben erweckt

BERLIN. «Ich kann mir aktuell nicht vorstellen, dass wir direkt nach den Osterferien wieder von null auf hundert starten.» Mit dieser Einschätzung hat Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann eine Debatte darüber losgetreten, wie der Wiedereinstieg in den Schulbetrieb nach den Osterferien aussehen könnte. Wie geht es weiter, wenn die Schutzmaßnahmen vielleicht wieder gelockert werden? Lehrerverbände geben Eisenmann recht: Ein Schulbetrieb wie vor Corona ist erst einmal nicht in Sicht.

Seit gut drei Wochen sind die Schulen in Deutschland geschlossen. Foto: Shutterstock

An den Schulen in Deutschland wird nach Einschätzung von Lehrerverbänden, Bildungspolitikern und -gewerkschaften auch bei möglichen Lockerungen der strengen Anti-Corona-Maßnahmen für längere Zeit keine Normalität einkehren. «Die Schulen werden auf absehbare Zeit nicht mehr so sein wie vor Corona», sagte der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Schulkonzerte, Ausflüge, Klassenfahrten – das alles werde es erstmal nicht mehr geben.

Falls die Schulen nach den Osterferien wieder schrittweise geöffnet werden sollten, könnten laut Meidinger zunächst die Abschlussklassen wieder zurückkommen. Diese Schüler benötigten die Schule jetzt wegen der Prüfungen am dringendsten, sagte er auf Nachfrage. Eine Möglichkeit wäre nach Meidingers Ansicht, wenn Schülerinnen und Schüler mit Mundschutz in die Schulen zurückkämen. Da sei allerdings die große Frage, ob die Landesregierungen in der Lage seien, diese zur Verfügung zu stellen. «Unterstützend kann man sich vorstellen, die Schüler weiter auseinanderzusetzen.»

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Schulöffnungen im “Stufenmodell” oder “Schichtmodell”

Weniger praktikabel als ein solches “Stufenmodell” wäre laut „Westdeutscher Allgemeiner Zeitung“ (WAZ) ein “Schichtmodell”, bei dem ein Teil der Schüler morgens, ein Teil über Mittag und ein Teil nachmittags unterrichtet würde. So wäre es zwar leichter möglich, Abstand zu halten. Doch bezweifelt werde, ob die Schulen mit dem jetzigen Personal kurzfristig in einen solchen Ganztagsmodus umschalten könnten. Diskutiert werde auch ein “Teilöffnungsmodell”, bei dem nur diejenigen zurück in die Schule kommen, die kein erhöhtes Risiko tragen. Alle anderen könnten in dieser Variante weiter online am Unterricht teilnehmen.

Die Vorsitzende des Grundschulverbandes, Maresi Lassek, schloss sich Meidingers Einschätzung an, dass an den Schulen für längere Zeit keine Normalität einkehren werde. Sie sehe es zudem als «absolut dringlich» an, dass bei weiter andauernden Schulschließungen, Kinder aus benachteiligten Familien das Recht erhielten, an der Notbetreuung in ihrer Schule teilzunehmen. Nordrhein-Westfalen hat eine entsprechende Initiative bereits auf den Weg gebracht (News4teachers berichtete).

Beckmann: “Platz in den Klassenräumen ist nicht groß genug”

Die baden-württembergische Kultusministerin Susanne Eisenmann hatte die Diskussion eröffnet. Sie geht ebenfalls davon aus, dass der Unterricht wohl nur schrittweise wieder beginnen kann. «Ich kann mir aktuell nicht vorstellen, dass wir direkt nach den Osterferien wieder von null auf hundert starten», sagte die CDU-Politikerin der «Stuttgarter Zeitung» und den «Stuttgarter Nachrichten (News4teachers berichtete). Denkbar sei vielmehr, dass zunächst nur einige Klassen in die Schulen zurückkämen, um die Abstands- und Hygienevorschriften einzuhalten. So könnten an den Grundschulen an einigen Tagen die Klassen eins und zwei kommen, an den anderen die Klassen drei und vier. Denkbar sei auch, dass die Abschlussklassen zurückkämen, um sich auf ihre Prüfungen vorzubereiten.

Der Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann, sagte: «Es bleibt dabei: Wir fahren auf Sicht. Wenn die Bundesregierung derzeit nicht sagen kann, wie es ab dem 20. April weitergeht, können wir auch noch nicht absehen, welche Entwicklungen für das Schulleben wir erwarten.» Eine schrittweise Öffnung sei sicherlich ein Weg. «Herausforderung bleibt trotzdem, dass der Platz in den Klassenräumen nicht groß genug ist, um auch nur annähernd einen entsprechenden Sicherheitsabstand von 1,5 Metern zu gewährleisten. Hier braucht es kreative Lösungen, um die Schülerinnen und Schüler und die Lehrkräfte zu schützen.»

Schulministerin: In Schulkantinen kommen viele Menschen zusammen

Intern würden in vielen Ländern längst Modelle für eine schrittweise Öffnung der Schulen diskutiert, so berichtet die WAZ – im nordrhein-westfälischen Schulministerium etwa. „Das Schulministerium ist auf verschiedene Szenarien vorbereitet, um in der immer noch sehr dynamischen Lage bestmöglich auf neue Entwicklungen zu reagieren“, sagte NRW-Ministerin Yvonne Gebauer (FDP) laut Bericht.

Entscheidend werde sein, wie stark die Kontaktsperre gelockert wird. In jedem Fall würden in den Schulgebäuden mehr als eine Handvoll Menschen zusammenkommen. Sollte zum Beispiel die Maximalzahl für Gruppen in der Öffentlichkeit wieder auf 30 bis 40 Personen erhöht werden, könnte der Unterricht in Klassengröße stattfinden. Schulcafés und Kantinen aber müssten weiter geschlossen bleiben – denn hier würden in den Pausen deutlich mehr Menschen auf einen Schlag zusammenkommen, so rechnet Gebauer vor.

Am 14. April, so wurde gestern bekannt, wollen sich der Bund und die Länder über die Frage abstimmen, wann und wie der Schulbetrieb wieder anlaufen kann (News4teachers berichtete). News4teachers / mit Material der dpa

Philologen: Öffnung der Schulen vor Mitte Mai unrealistisch – und dann nur schrittweise

 

 

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