Website-Icon News4teachers

Schulstart in NRW: Hunderte Schüler und Lehrer nach Coronafällen in Quarantäne

ESSEN. Nach dem Unterrichtsbeginn in der vergangenen Woche sind in Nordrhein-Westfalen die ersten Infektionsfälle aufgetreten und Schulen geschlossen worden. Das Schulministerium macht derweil Druck auf die Gesundheitsämter, Schulen auch bei Infektionen offen zu halten. «Wichtig ist, dass künftig nicht jegliche Infektion im Umfeld von Schulen automatisch zu einer kompletten Schulschließung führt, sondern die örtlich zuständigen Behörden auch mildere Maßnahmen prüfen», sagt Schul-Staatssekretär Mathias Richter (FDP). Die GEW erneuert ihre Forderung, die Abstandsregel im Unterricht wieder einzuführen.

Das Coronavirus hält weiterhin Schulen in Atem. Foto: Shutterstock

Wegen eines positiv auf das Coronavirus getesteten Lehrers bleibt die Geschwister-Scholl-Gesamtschule in Solingen am Montag und Dienstag geschlossen. «45 Lehrerinnen und Lehrer sowie 90 Schülerinnen und Schüler müssen in Quarantäne», teilte die Schule am Sonntag mit. Der Lehrer sei Ende der Woche positiv auf das Coronavirus getestet worden. Er habe davor unterrichtet und auch Kontakt zu zahlreichen Kolleginnen und Kollegen gehabt, hieß es.

«Weil der Unterricht an der Schule mit deutlich verkleinertem Kollegium neu organisiert werden muss, bleibt die Schule nach Absprache zwischen Schulleitung und Gesundheitsamt Montag und Dienstag für Präsenzunterricht geschlossen.» Ausgenommen davon seien die 5er-Klassen. «Sie können normal zur Schule kommen, weil sie im Gebäude Uhlandstraße von Lehrerinnen und Lehrern unterrichtet werden, die alle keinen Kontakt zu dem infizierten Kollegen hatten.»

Anzeige

Wenige Tage nach dem Start ins Schuljahr sind in NRW nach Coronafällen etliche Schulklassen in Quarantäne geschickt worden, mehrere Schulen wurden geschlossen. Im Regierungsbezirk Arnsberg wurden nach Angaben der dortigen Bezirksregierung bis Freitag insgesamt 23 Infizierte an Schulen gezählt und 14 Schulklassen nach Hause geschickt. Eine Sprecherin der Bezirksregierung sagte der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ), dass allein in diesem Regierungsbezirk – es gibt in Nordrhein-Westfalen insgesamt fünf davon – bisher insgesamt 358 Menschen mit Schulbezug in Quarantäne geschickt wurden.

Aus Mangel an Lehrern musste die Einschulung verschoben werden

Schulen wurden in NRW auch in Hamminkeln, Köln und Minden vorübergehend stillgelegt. Quarantäne-Anordnungen für Schüler oder Klassen gab es nach Angaben der Städte und Kreise in Mülheim, Essen, Herne, Hattingen, Witten, Unna, Düren, Dorsten und Remscheid. Besonders hart betroffen ist Soest. Hier wurden gleich an vier Schulen Infizierte gezählt.

In der Elisabethschule in Essen war die Einschulung am Donnerstag zunächst ganz ausgefallen. Dort hatte sich eine Lehrerin mit dem Virus angesteckt. Sie musste zusammen mit vier Kollegen, die Kontakt mit ihr hatten, für 14 Tage in Quarantäne. Aus Mangel an Lehrkräften sei die Schule am Donnerstag daher geschlossen und die Einschulung auf Freitag verschoben worden, sagte ein Stadtsprecherin. Schüler seien von Corona-Infektionen nicht betroffen.

Im Viersener Stadtteil Süchteln war bereits am Mittwoch eine Grundschule geschlossen worden, weil sich eine Lehrerin mit dem Coronavirus angesteckt hatte. Da sie zuvor an der ersten Konferenz des Lehrerkollegiums teilgenommen hatte, sei vorsorglich das gesamte Personal unter Quarantäne gestellt worden. «Da ohne Lehrerinnen kein Unterricht mehr möglich ist, bleibt die Schule bis zum 24.8.2020 geschlossen», hatte die Schule mitgeteilt.

Mit Stand vom Freitag hatte das Schulministerium Kenntnis darüber, dass zwei der rund 5.500 Schulen in NRW in Viersen und Dorsten vorübergehend geschlossen wurden, weil große Teile der jeweiligen Lehrerkollegien nach dem Positiv-Test einer Lehrkraft von den örtlichen Gesundheitsbehörden unter Quarantäne gestellt wurden. Darüber hinaus seien dem Ministerium landesweit insgesamt zehn Teilschließungen für einzelne Klassen oder Lerngruppen bekannt.

“Corona ist auch im Schulsystem nicht zu vermeiden”

Das Ministerium appellierte an Schulen und Eltern, konsequent, aber auch unaufgeregt und professionell mit dem Coronavirus und der Bekämpfung von Infektionsketten umzugehen. «Die Coronavirus-Pandemie wird weiterhin zu Infektionen in allen Lebensbereichen Nordrhein-Westfalens führen, und auch Bildungseinrichtungen werden davon nicht ausgenommen sein.»

Die Landesregierung habe sämtliche Vorkehrungen getroffen, dass bei Corona-Fällen breit in Schulen getestet werde, sagte Schulstaatssekretär Mathias Richter (FDP). Die zuständigen Gesundheitsbehörden verfügten über die nötige Expertise, Maßnahmen zu ergreifen, die verhältnismäßig und den jeweiligen Bedingungen vor Ort angemessen seien. «Wichtig ist, dass künftig nicht jegliche Infektion im Umfeld von Schulen automatisch zu einer kompletten Schulschließung führt, sondern die örtlich zuständigen Behörden auch mildere Maßnahmen prüfen», sagte Richter.

Landesweit gebe es 2,5 Millionen Schüler. Rechne man Eltern und Lehrer hinzu, dann sei etwa die Hälfte der Bevölkerung in NRW unmittelbar in das Schulleben involviert. «Corona ist auch im Schulsystem nicht zu vermeiden», sagte Richter. Wenn vereinzelt Schulen wegen Corona-Fällen zeitweise geschlossen werden, «muss man das in Kauf nehmen».

Auch eine private Grundschule in Köln setzte am Donnerstag vorsorglich den Betrieb für rund 170 Schüler aus. Am Montag waren den Angaben zufolge alle Lehrkräfte und Mitarbeiter auf das Coronavirus getestet worden, am Dienstag hatte man bereits Einschulung gefeiert. Am Mittwoch dann die Nachricht: Ein Test war positiv. Da die betroffene Person aber nur Aufsichten übernommen habe, bestehe keine Gefahr für die Kinder. Am Freitag soll der Schulbetrieb bereits weitergehen. Zuvor hatten mehrere Medien berichtet.

Eltern schickten ihre Kinder nach Urlaub im Risikogebiet zur Schule

Jeweils ein Schüler einer Realschule und eines Gymnasiums in Wesseling kamen nach einem positiven Corona-Test in Quarantäne, wie die Stadt am Donnerstag mitteilte. Die Schüler hatten sich offenbar bei einem Urlaub in einem Risikogebiet angesteckt. Sie waren zwar bei der Rückreise getestet worden, das Ergebnis lag aber nicht noch vor, und die Eltern hatten sie trotzdem am ersten Schultag zum Unterricht geschickt. Dafür müssten sie nun mit einem Bußgeld rechnen, so die Stadt.

“Es überrascht mich nicht, dass die ersten Klassen schon in Quarantäne sind”, sagte Maike Finnern, Landeschefin der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) der Zeitung. Die Lage bestätige die Richtigkeit der GEW-Forderung, dass mit mehr Abstand unterrichtet werden müsse. Die in NRW kostenlosen Coronatests für Lehrer hätten früher angeboten werden müssen. News4teachers / mit Material der dpa

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

Unterschätzen Kultusminister die Gefahr durch Aerosole? Warum spätestens im Herbst viele Corona-Infektionen in Schulen drohen 

Die mobile Version verlassen